Leere Schaufenster als die "toten Augen einer Stadt", dafür ein Überangebot von Einkaufszentren am Stadtrand: Für eine "Chancengleichheit" von Zentrum und Peripherie setzt sich die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ein und startete gestern im Rahmen einer Pressekonferenz ihre "Lobbyingoffensive".
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Ziel der österreichweiten Kampagne sei die Belebung der Stadt- und Ortszentren. Erich Lemler, Bundesobmann der Sparte Handel in der WKÖ, möchte den Ausdruck "Slum" für ausgestorbene Stadtteile zwar nicht gebrauchen, sieht die Uhr aber "fünf vor zwölf": Wenn der Handel sterbe, veröde auch das urbane Umfeld. Bundesweite Rahmenbedingungen sollen - so WKÖ-Präsident Christoph Leitl - "verödeten Stadtzentren und verschandelten Landschaftsgebilden" entgegenwirken: Während Nahversorger die Kommunalsteuer weiterhin an ihre Gemeinde abliefern, soll jene der Einkaufszentren ab einer Fläche von 600 m² in einen zweckgebundenen Fonds kommen. Pro Jahr könnten über einen solchen Topf, dessen Realisierung für das kommende Jahr geplant ist, 36 Mill. Euro aufgestellt werden. Die Entscheidung über die Verwendung, wie beispielsweise für die Schaffung von Parkplätzen oder als Förderung von Geschäftserweiterungen, läge bei Gemeindebund und Vergabe-Beirat. "Dieser Fonds ist eine Revitalisierungsstrategie und würde die Nahversorger fördern", strich Leitl hervor. "Es handelt sich um einen solidarischen Ausgleich, bei dem nicht der Egoist gewinnt. Die Chancen müssen gleich sein, alles andere regelt dann der Wettbewerb." Einnahmen aus "überörtlichen" Einkaufszentren sollen überörtlich zu Gute kommen. Im Gemeindeamt Vösendorf hört man diesen Vorschlag gar nicht gern: "Um Gottes Willen, das wäre der Ruin der Gemeinde", heißt es im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": Von den knapp 5,4 Mill. Euro Kommunalsteuer im vergangenen Jahr stammten rund 75% von der "Shopping City Süd", Europas größtem Einkaufszentrum.