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WM adé - oder typisch Österreich

Von Christian Mayr

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"Wir brauchen nun vier Siege aus vier Spielen, um uns direkt zu qualifizieren." Dieser Satz fiel am Sonntagabend nach einem 1:1 in der WM-Qualifikationsgruppe D - aber er stammt nicht aus dem Mund von ÖFB-Teamchef Marcel Koller. Sondern von seinem Waliser Pendant Chris Coleman, der in Serbien - so wie die Österreicher in Dublin - remisiert hat und nun weiterhin vier Punkte Rückstand auf die beiden Spitzenteams aufweist. Am 2.September kommt es nun in Cardiff zum endgültigen Showdown zwischen den Walisern und Österreichern, bei dem nur der Sieger weiterhin auf die WM hoffen darf. Geht es nach dem derzeitigen Selbstvertrauen und der Stimmungslage, wird sich die ÖFB-Truppe verabschieden. Denn während die roten Drachen sogar selbstbewusst noch vom Gruppensieg sprechen, scheint in Österreich schon eh alles vorbei und wurst zu sein: Selbst Wunder würden nicht mehr helfen, titelte der Boulevard - Kollers Uhr laufe folgerichtig ab; das WM-Ticket sei nur noch Theorie, meinte sogar ein Qualitätsblatt in dicken Lettern. Und wenn Spieler wie Zlatko Junuzovic nach Spielende positiv auftreten ("Die WM-Chance ist immer noch da. In den nächsten Spielen ist alles möglich"), werden sie umgehend zu "Zweckoptimisten" degradiert. Wenn Koller in seinen sechs Jahren als Teamchef wo ganz sicher gescheitert ist, dann im Vorhaben, den österreichischen Fans den Extremismus mit den Polen Himmelhochjauchzend und Zu-Tode-betrübt auszutreiben. Nach der EM-Euphorie ist nun ein Jahr später wieder Fatalismus angesagt - der Glaube ans Team ist nur noch Theorie. Dabei ist alles wirklich simpel: Vier Siege, zwölf Punkte, zumindest Play-off-Platz. Als vor einem Jahr ein gewisser Fernando Santos nach dem 1:1 gegen Österreich prophezeit hatte, Portugal werde ganz sicher noch Europameister, haben alle nur gelacht. Ein bisschen Santos täte auch den Österreichern gut - und da sind nicht die Spieler gemeint.