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Wo bitte gehts hier zum Ausgang?

Von Christian Ortner

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Es gibt vermutlich kaum eine ökonomische Frage, die gleichzeitig so schwer zu beantworten und dabei von so großer Tragweite ist wie die, ob wir vor einer gewaltigen Inflationsphase stehen - oder ob ganz im Gegenteil die schon jetzt nicht mehr steigenden Preise in einer Deflation münden werden. Experten dazu zu befragen, ist nahezu sinnlos: Für beide einander völlig widersprechenden Prognosen lassen sich Experten von Rang finden, die überzeugend erklären, warum tendenziell eher das eine oder eher das andere eintreten wird.


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Diese Woche freilich hat sich zum ersten Mal jener Mann dazu zu Wort gemeldet, von dem in erheblichem Maß abhängt, welche der beiden Theorien eher Realität wird: Ben Bernanke,

der Chef der US-Notenbank Fed. In einem Gastkommentar für das "Wall Street Journal" und dann in einem Hearing vor dem Senat konzedierte er zwar Inflationsgefahr auf Grund der mit frisch gedrucktem Geld überschwemmten Finanzmärkte. Doch die Fed, kündigte er an, werde nach dem Ende der Krise die überschüssigen Billionen wieder aus dem Verkehr ziehen und damit die Gefahr der Geldentwertung minimieren. Schön wäre es; allein, es braucht ein hohes Maß an Glaubensfähigkeit in die Tugendhaftigkeit der US-Notenbank, um diesem "Exit-Plan" zu trauen. Die Wirtschaftsgeschichte spricht jedenfalls eher gegen Bernanke: Der Versuch, aus einem Omelett wieder Eier zu machen, ist noch keiner Notenbank so wirklich gelungen.

Denn um drohende Inflation ernsthaft zu bekämpfen, müsste die Fed - und parallel dazu die EZB - die Zinsen relativ kräftig anheben. Sollte sich die Konjunktur in ein, zwei Jahren halbwegs erholt haben, dann würde diese Maßnahme den zarten Aufschwung wohl gleich wieder umbringen. Sollte sich die Konjunktur hingegen - was eher wahrscheinlich ist - bis dahin noch nicht erholt haben, dann würden stark steigende Zinsen ohnehin ein ökonomisches Armageddon auslösen.

Es fällt deshalb einigermaßen schwer, sich vorzustellen, dass die Fed die Inflation so bekämpfen wird. Noch dazu, wo sie ja im Gegensatz zur EZB nicht nur die Stabilität der Währung, sondern auch Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt zu beachten hat.

Dazu kommt, dass gerade für die USA die Inflationierung der eigenen Währung immer eine gewisse Verlockung darstellt. Denn auf diese Weise entledigt sich die Regierung effizient und zu Lasten ihrer Gläubiger in Asien und Europa eines Teiles der Staatsschulden, gleichzeitig stärkt ein schwacher Dollar natürlich die US-Exportindustrie. Dass der Dollar in den vergangenen Tagen einen ziemlichen Schwächeanfall erlitten hat, deutet in diese Richtung.

Herr Bernanke hat seinen Kommentar im "Wall Street Journal" über die künftige Inflationsbekämpfung übrigens mit "The Feds Exit Strategy" betitelt. Derzeit deutet leider einiges darauf hin, dass diese Tür klemmen wird, sollte Bernanke versuchen, sie zu öffnen.