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"Wo, bitte, liegt denn Kamerun?"

Von Simon Inou

Politik

Viele Österreicher beklagen sich, kaum Informationen über Afrika zu haben. Eine Woche nach dem Fußballmatch Kamerun gegen Österreich: Wie viele Österreicher wissen, wo genau Kamerun in Afrika liegt? Wir sagen es nochmal.


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Letzten Mittwoch, Ernst Happel Stadion in Wien. 32.100 Zuschauer sind im Stadion und erleben ein historisches Fußballereignis: Das erste Mal spielt eine afrikanische Elf in Österreich gegen das österreichische Nationalteam. Die heimische Mannschaft ist sehr zufrieden. Null zu Null gegen den gefürchteten Gegner. Und wer hätte gedacht, dass ein Freundschaftsspiel so viele Menschen anziehen könnte?

Gleich nach dem Spiel fragte mich ein Österreicher: Wo genau liegt Kamerun in Afrika? Im Stadion hat der ÖFB nicht einmal daran gedacht, die Heimat der Gäste vorzustellen. Wäre das auf der riesigen elektronischen Tafel nicht möglich gewesen?

Für diejenigen, die das Match von zuhause aus erleben wollten, wurde die oben genannte Frage auch nicht beantwortet. Die Antwort auf die Frage "Wo liegt Kamerun?" hätte das ORF-Fernsehen in 30 Sekunden erledigen können. Auch die anderen Medien (Print wie Radio) taten nichts dergleichen. Einzige Ausnahme: Die "Wiener Zeitung".

Der Clou des Abends war die Live-Übertragung von Interviews nach dem Spiel. Die Journalisten interviewten nur österreichische Spieler und keinen einzigen aus der Mannschaft der Gäste. Obwohl es Kameruner in der Nationalmannschaft gibt, die sehr gut Deutsch sprechen. Chauvinismus des ORF? Das Argument, dass das Publikum diese Informationen nicht wollte, ist wohl sehr schwach.

Gegen die Unwissenheit über Afrika, so meine ich, müssen wir alle jede Gelegenheit nützen, um aus unserem Eurozentrismus heraus zukommen.