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Wo bleiben die Frauen?

Von WZ-Korrespondentin Martyna Czarnowska

Politik

Für seine Behörde fehlen dem künftigen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker noch etliche Kandidatinnen.


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Brüssel. Es sind erst eine Handvoll Frauen. Bei der Nominierung ihrer Mitglieder für die EU-Kommission setzt eine Mehrheit der Mitgliedstaaten auf männliche Bewerber. Doch das könnte für so manches Land zum Problem werden. Denn der künftige Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hätte gern fast die Hälfte seiner Behörde mit Frauen besetzt. Und das EU-Parlament, dem sich die neuen Kommissare und Kommissarinnen im Herbst in Anhörungen stellen müssen, hat bereits klargemacht: Ein Gremium mit nur drei, vier Frauen werde es nicht akzeptieren. Die Abgeordneten müssen der Kommission zustimmen, damit diese ihre Arbeit aufnehmen kann.

Den Wünschen Junckers und der Volksvertretung sind aber erst wenige Länder nachgekommen. Zuletzt hat Tschechien die Ministerin für regionale Entwicklung, Vera Jourova, nominiert. Belgien könnte die Christdemokratin Marianne Thyssen vertreten. Italien sähe gern Außenministerin Federica Mogherini als künftige Außenbeauftragte der EU, die zugleich Vizepräsidentin der Kommission ist. Für den Posten war auch die bisherige bulgarische Kommissarin Kristalina Georgiewa im Gespräch. Schweden und Griechenland könnten ebenfalls eine Frau zur Kandidatin küren.

Mehr Staaten möchten aber Männer nach Brüssel schicken. Deutschland, Großbritannien, Irland, einige südöstliche, nördliche und baltische Länder, Österreich - sie alle haben Bewerber vorgeschlagen. Für sechs davon wäre es eine weitere Legislaturperiode: für den deutschen Kommissar Günther Oettinger und seinen österreichischen Kollegen Johannes Hahn, für den Slowaken Maros Sefcovic, den Rumänen Dacian Ciolos, den Slowenen Janez Potocnik sowie Neven Mimica aus Kroatien. Auf eine Verlängerung seiner Tätigkeit in Brüssel, die er nach dem Wechsel von Wirtschaftskommissar Olli Rehn ins EU-Parlament aufgenommen hat, hofft ebenfalls der finnische Ex-Premier Jyrki Katainen.

Estland soll ebenfalls ein ehemaliger Ministerpräsident vertreten, Andrus Ansip. Litauen will Gesundheitsminister Vytenis Andriukaitis entsenden. Irland hat sich für Phil Hogan entschieden und die Regierung in London für Jonathan Hill. In Ungarn stand Außenminister Tibor Navracsics zur Debatte.

Dem halben Dutzend möglicher Kandidatinnen stehen damit rund doppelt so viele Bewerber gegenüber. Juncker muss daher sein Augenmerk auf die noch unentschlossenen Länder richten. Doch auch dort sind vor allem männliche Namen Gegenstand von Spekulationen. In Frankreich etwa ist es Ex-Finanzminister Pierre Moscovici, in Polen Außenminister Radoslaw Sikorski. Die bisher Dänemark und Zypern repräsentierenden Kommissarinnen Connie Hedegaard und Androulla Vassiliou werden wohl ausscheiden. Luxemburg wiederum ist mit Juncker selbst vertreten.