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Wo bleiben die Konsuln der Uefa?

Von Christoph Rella

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Beim deutschen diplomatischen Corps in der Türkei könnten bald die Reisespesen durch die Decke gehen. Musste Georg Birgelen, deutscher Generalkonsul in der Metropole Istanbul, lediglich eine Strecke von rund 75 Kilometern zurücklegen, um den inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel im Gefängnis zu besuchen, so könnte den Kollegen in Ankara bald eine längere Reise blühen - in die ostanatolische Provinzstadt Dayirbakir etwa.

Dort wurde jüngst der deutsch-kurdische Fußballer und Ex-U-21-Teamspieler Deniz Naki wegen "Terrorpropaganda" zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt. Begründung: Der 27-Jährige, der früher unter anderem für St. Pauli kickte und nun beim türkischen Drittligisten Ahmed SK unter Vertrag steht, hatte in Twitter- und Facebook-Nachrichten das Vorgehen des türkischen Militärs im kurdisch geprägten Südosten des Landes kritisiert und den Sieg seiner Mannschaft in einem Cup-Spiel getöteten und verletzten Kurden gewidmet. Zwar wurde die Strafe auf Bewährung ausgesetzt, sollte sich aber Naki in den nächsten fünf Jahren etwas zuschulden kommen, droht ihm der Transfer ins Gefängnis. Ablösefrei.

Man muss kein Rechtsspezialist sein, um zu erkennen, dass es sich bei dem Spruch nicht um ein faires Urteil, sondern um einen Maulkorberlass handelt. Wo es vielleicht eine Geldstrafe getan hätte, wird ein kritischer Geist, der nach eigenen Angaben nur "gegen den Krieg" auftritt, somit mundtot gemacht. Gut möglich also, dass Naki demnächst auch Besuch von einem deutschen Konsul erhält. Mit Unterstützung vonseiten der Fußballverbände Uefa und Fifa wird er aber wohl nicht rechnen können. Als der Kicker wegen ähnlicher Kritik im Jänner 2016 zu einer Geldstrafe und einer Sperre für zwölf Spiele verurteilt wurde, schwiegen die hohen Funktionäre damals schon eisern. Mut sieht anders aus.