In den Produktionsschulen der Neba werden Jugendliche mit schlechten Startbedingungen auf ihren künftigen Ausbildungsplatz vorbereitet.
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Wien. "Lisa, versteck‘ deine Haube!" Kichernd schlendert eine Gruppe junger Mädchen in Richtung Wiener Stadthalle. Was die Damen so erheitert, ist ein Plakat des Vereins gegen Tierfabriken mit der Botschaft "Tierpelzbommel sind peinlich." Mit den neben ihnen flanierenden Burschen wird heftig angebandelt.
Weniger lustig haben es die Jugendlichen beim Eingang, denn dort stauen sich an diesem Freitagvormittag bereits die Massen. Heute geht es aber nicht zu Justin Biber oder One Direction, sondern auf die " BeSt", die größte Messe für Beruf, Studium und Weiterbildung in Österreich. Sie findet heuer zum 30. Mal statt.
Wie geht es weiter?
Alle relevanten Bildungsanbieter sind an einem Platz versammelt. Wie geht es weiter nach der Matura? Im Studium? Nach dem Studium? Oder grundsätzlich: Wie geht es weiter, wenn überhaupt nichts weitergeht? Mehr als tausend Beraterinnen und Berater stellen sich an 330 Ständen den Fragen von Bildungswilligen aus ganz Österreich.
Lisa und ihre Freundinnen interessiert vor allem das Angebot an den Fachhochschulen. Sie stehen kurz vor der Matura und hoffen, dass sie das richtige Studium finden. Dass sie später keinen Arbeitsplatz bekommen könnten, glauben sie nicht.
Nicht besonders rosig sieht hingegen die berufliche Zukunft für junge Menschen mit Behinderung oder für jene, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind, aus. Ein schlechtes Zeugnis, schwierige Familienverhältnisse, soziale oder gesundheitliche Probleme fördern nicht gerade das Selbstwertgefühl, weiß man beim Netzwerk Berufliche Assistenz (Neba), eine Initiative des Sozialministeriumservice. Neba versucht, möglichst viele dieser Jugendlichen aufzufangen und sie auf einen erfolgreichen Eintritt ins Berufsleben vorzubereiten. Seit Jahresbeginn bietet das Sozialministeriumservice innerhalb seiner Neba-Leistungen wie Jugendcoaching, Berufsausbildungsassistenz, Arbeits- und Jobassistenz die "Produktionsschule" als weitere Möglichkeit an, Bildungsdefizite auszugleichen.
Praktische Arbeit, Coaching, Sport
Charlotte Welzl, stellvertretende Leiterin des Programms "Produktionsschule Volkshilfe Beschäftigung Jobfabrik" ist oft mit entmutigten Jugendlichen konfrontiert, die kaum über schulische Grundkenntnisse und soziale Umgangsformen verfügen. In der Produktionsschule bekommen sie durch praktische Arbeiten eine Ahnung davon vermittelt, was sie aus ihrem Leben machen könnten. Welzl: "Sie arbeiten im Catering, in der Küche oder in der Bäckerei. Die Erfahrung, dass sie auch einmal für etwas gelobt werden, steigert ihr Selbstvertrauen." In der Wissenswerkstatt soll die Lust aufs Lernen geweckt werden, soziales Kompetenztraining, Coaching und nicht zuletzt Sportangebote runden das Programm ab. Woran es bei vielen hapert, ist Durchhaltevermögen und Disziplin, meint Welzl. Durchhalten zahlt sich jedoch aus, denn nach einem Jahr sollten die jungen Leute soweit sein, dass sie den nächsten Ausbildungsschritt wagen.
1300 Schnuppertage für mehr als 300 Berufe
2014 hat Neba über 57.000 Personen, davon 48.000 Jugendliche, betreut, wofür 78,5 Millionen Euro aufgewendet wurden. Bereits zum zweiten Mal fanden österreichweit die "Neba-Schnuppertage", bei denen insgesamt 1300 Schnuppertage in fast 300 Unternehmen geboten wurden. 2013 hatten erst 221 Unternehmen teilgenommen. In den Betrieben sei der Mangel an Fachkräften evident, und es gebe nach wie vor in vielen Fällen Berührungsängste seitens der Unternehmen, wenn es um die Beschäftigung von Menschen mit Benachteiligung gehe, sagt der Leiter des Sozialministeriumservice Günther Schuster.
Die BeSt ist noch bis kommenden Sonntag geöffnet.