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Christian Winkler veranstaltet sozialpädagogische Segelprojekte.
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Wien. Christian Winkler, Gründer und ehemaliger Obmann der heute über 100 Schiff großen Friedensflotte "Mirno More", hat sich zum Ziel gesetzt, das größte sozialpädagogische Segelprojekt Europas für Jugendliche auch weltweit segeln zu lassen. Nach dem Motto "Grenzen im Kopf abbauen und Vorurteile über Bord werfen" soll nun der 2011 gegründete Verein "World Peace Fleet" das Erfolgsprojekt der Friedensflotte weiter ausbauen. Vor allem Jugendliche aus Kinderheimen, SOS-Kinderdörfern und der Jugendamtsbetreuung, darunter auch Flüchtlinge und Kriegswaisen, werden die Chance bekommen, an den einwöchigen Segeltörns teilzunehmen.
Der Verein "Mirno More" (alter dalmatischer Seefahrergruß, zu Deutsch: "Friedliches Meer") wurde von Winkler im Jahr 1994, also mitten im jugoslawischen Bürgerkrieg gegründet. Er setzte Kinder der Kriegsparteien, die als Flüchtlinge nach Österreich gekommen waren, gemeinsam in die Boote und fuhr mit ihnen die dalmatinische Küste ab. Nicht alle Reaktionen waren positiv. Einige Bewohner der kroatischen Hafenstädte schnauzten, dass sie die Serben vertrieben hätten und die Flotte sie wieder bringen würde. Auch gab es immer wieder anfängliche Auseinandersetzungen, wo sich teilnehmende Serben und Kroaten wüst beschimpften. Am Ende des Segeltörns seien diese aber als Freunde auseinander gegangen, erzählt Winkler. Überhaupt entwickeln sich auf den Schiffen die "ungewöhnlichsten Freundschaften", sagt der Obmann: "Im vergangenen Jahr etwa ein albanischstämmiger Moslem mit einem österreichischen Katholiken und einem protestantischen Norddeutschen."
Keine Angst vor Moslems
Er will den Jugendlichen Berührungsängste nehmen, die in der Gesellschaft oftmals zwischen Arm und Reich, verschiedenen Migrationshintergründen oder zwischen unterschiedlichen Religionen vorherrschen. Vor Moslems muss man beispielsweise keine Angst haben, sagt Winkler, und das merken die Jugendlichen bei den Rundfahrten. Die pädagogischen Eckpfeiler während der jährlichen Segeltörns sind das Erlernen von Sozialkompetenz, friedlicher Konfliktlösung, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Seit 1999 seien auch Jugendliche mit körperlichen und geistigen Behinderungen an Bord.
Anfangs wurde er noch ausgelacht, wenn er jemandem von seiner Idee zu dem Projekt erzählte, erinnert sich Winkler. Er ließ sich davon aber nicht abbringen. Als der langjährige Leiter den Verein "Mirno More" im Jahr 2009 aus privaten Gründen verließ, konnte er etwa 100 Schiffe mit knapp 1000 Jugendlichen aus verschiedensten Ländern Europas füllen. "Mirno More" ist heute finanziell abgesichert.
Zwei Jahre später stellte Christian Winkler mit dem Verein "World Peace Fleet" erneut ein Friedensflotten-Projekt auf die Beine. Da es überall auf der Welt Vorurteile gebe, sei es notwendig, seine Idee auch an anderen Orten der Welt zu initiieren, ist Winkler überzeugt. Die einzelnen Friedensflotten sollen sich eigenständig organisieren und mit Hilfe der Social Franchise-Methode, wo sie kompetente Beratung und Know-how von knapp 20 Jahren Erfahrung in Anspruch nehmen können, soll ein weltweites Netzwerk entstehen. Im Gegenzug müssten sich die Partner zur Einhaltung gemeinsamer Qualitäts- und Sicherheitsstandards und gemeinsamen PR-Auftritten verpflichten. Langfristig soll sich das Projekt etwa auf den Schwarzmeerraum, der Karibik und den Nahen Osten ausdehnen.
Für dritte Flotte fehlt Geld
Diesen Sommer werden zwei Flotten eine Woche lang in der Ostsee und in der Adria in See stechen. Für eine dritte Flotte in Griechenland fehlt noch ein Sponsor, der die Anreise der Teilnehmer finanziert. Das schmerzt Winkler. Die Schiffe wurden von den Eignern bereits kostenlos zugesichert, sagt er. Weiters würde neben dem friedensstiftenden Hintergrund die Wirtschaft vor Ort belebt werden. "Der nautische Tourismus in Kroatien war auch am Boden, mit ‚Mirno More‘ haben wir damals die kroatische Wirtschaft belebt", meint Christian Winkler. Dieselben wirtschaftlichen Impulse sollen nun mit dem neuen Verein auch für Griechenland erreicht werden. "Die derzeitigen politischen Probleme in Griechenland ergeben sich aus den wirtschaftlichen Problemen." Zudem könnte man Kontakt zu griechischen Jugendlichen schließen, die im darauf folgenden Jahr mit an Bord kommen könnten.
Der derzeit einzige namhafte Sponsor von "World Peace Fleet" ist Mercedes Benz Österreich, mit dem der Vereinsbetrieb über das Jahr gesichert werden kann.
Die ausstehenden Kosten der Griechenlandreise sollen sich durch den Verkauf von Tombola-Losen beim im Mai stattfindenden Yachting Ball finanzieren. Ursprünglich hätte die kroatische Partnerstadt des Balls, Vodice, die Veranstaltung gesponsert. Aufgrund von zum gleichen Zeitpunkt stattfindenden Kommunalwahlen musste die Adria-Stadt aber absagen.
Der Yachting Ball findet am 24. Mai auf dem "Nostalgieschiff MS Stadt Wien", einem 100 Jahre alten Schaufelraddampfer, statt. Einen der Höhepunkte stellt die zweistündige Rundfahrt von Korneuburg entlang der nächtlichen Wiener Skyline dar. Ein zweiter ist die Überreichung des "Flame of Peace"-Preises an Christian Winkler. Das freue ihn zwar sehr, sagt der Obmann, dennoch: "Die noch nicht gesicherten Flugtickets nach Griechenland geben Anlass zur Sorge."

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