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Wo der Postfuchs Gute Nacht sagt

Von Christina Böck

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So viele Schweiz-Klischees in nur einer Geschichte, das muss man auch einmal zusammenbringen. Also: Man sagt den Schweizern ja eine gewisse Gemächlichkeit nach, aber dass eine Postkarte ganze 50 Jahre bis zur Zustellung braucht, das würde man selbst dort nicht erwarten. Ist aber passiert. Im Kanton Schwyz erhielt letztens ein Mann eine Postkarte, die vor 50 Jahren an seinen Vater losgeschickt worden war. Und zwar nicht etwa von Coober Pedy im australischen Outback. Oder vom Mars. Nein, von einer 13 Kilometer weit entfernten Ortschaft. Es ging übrigens um Kühe (Schweiz-Klischee Nr. 2). Die Schweizer Post hätte gern Nachporto vom Empfänger, weil die Frankierung nicht mehr dem aktuellen Tarif entspricht (es handelt sich wahrscheinlich um 3000 Franken, wie der gängige Preis für so ziemlich alles in der Schweiz ist - Schweiz-Klischee Nr. 3).

Nun muss man meistens, wie man schon vom beflissensten Post-Beobachter der Nachkriegszeit, Kolumnist Herbert Hufnagl, Schöpfer des Akronyms ULP (Unsere Liebe Post), weiß, für solche Kuriositäten nicht ins Ausland schauen. Hierzulande können nämlich Postkarten, die nur innerhalb Wiens transportiert werden, auch gute zwei Monate unterwegs sein. Wer mehr darüber wissen möchte, kann beim Kundendienst anrufen. Wenn er viel Zeit hat. Aber wer zwei Monate warten kann... Immerhin wurde in der Zeit der Tarif nicht geändert. Es ist allerdings noch die Frage, ob die Post nicht doch die Lagerkosten verrechnen will. Die Schweizer Kollegen wurden wohl schon um Rat gefragt. Wahrscheinlich antworten sie in 50 Jahren.