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Wo die Hamas-Terroristen recht haben

Von Christian Ortner

Gastkommentare

Die Vorstellung, Friedensgespräche mit der Hamas seien der richtige Weg, ist eine wirklichkeitsfremde Illusion.


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Der deutsche Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) ließ, kaum war die Waffenruhe zwischen der israelischen Armee und der Terrororganisation Hamas nach deren jüngsten Raketenangriffen auf Israel in Kraft, mit einer ungewöhnlichen Forderung aufhorchen: Um in der Gegend so etwas wie Frieden zu schaffen, werde es nötig sein, mit allen Beteiligten zu verhandeln, und zwar "auch mit der Hamas", also einer lupenreinen Terrororganisation. Nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass sich die eine oder andere Staatskanzlei irgendwann dieser Sicht anschließt.

Das klingt wohl in österreichischen und vermutlich auch in deutschen Ohren vernünftig und sinnvoll, weil ja miteinander zu reden nie ganz falsch sein kann, jedenfalls nach landläufiger Mehrheitsmeinung, wonach beim Reden bekanntlich die Leute zusammenkommen. Angesichts der blutigen Geschichte der Hamas und ihrer augenblicklichen Verfasstheit stellt sich aber schon die Frage, ob das wirklich Leute sind, mit denen man sich an einen Tisch setzen kann - oder ob sie nicht eher zu jenen Gruppierungen gehört, die man nur niederkämpfen kann, weil ein Interessenausgleich keinen erkennbaren Sinn macht. Es ist ja auch niemand auf die Idee gekommen, Friedensverhandlungen mit der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) vorzuschlagen, obwohl die zumindest eine Zeit lang durchaus ein staatsähnliches Gebilde darstellte, ähnlich der Hamas, die Gaza beherrscht.

"Der IS Staat köpft Schwule, die Hamas erhängt sie. Anis Amri rast in eine Menschenmenge am Weihnachtsmarkt, die Hamas rast in eine Menge jugendlicher Israelis, die an der Bushaltestelle warten. Al Kaida schlitzt vor laufender Kamera die Kehle westlicher Journalisten durch - die Hamas schlitzt unter dem Radar internationaler Medien die Kehlen einer ganzen jüdischen Familie durch, auch die der drei Monate alten Hadas Vogel. Terror ist Terror ist Terror", analysierte die deutsche Publizistin Melody Sucharewicz in der "Jüdischen Allgemeinen".

Wenig Anlass, mit der Hamas zu verhandeln, gibt auch die Charta der Terrorgruppe, in der es unmissverständlich heißt: "Israel existiert und wird weiter existieren, bis der Islam es ausgelöscht hat, so wie er schon andere Länder vorher ausgelöscht hat." Worüber soll man mit Leuten, die von Israels Auslöschung delirieren, verhandeln? Über die Modalitäten der Auslöschung und den richtigen Zeitpunkt? Alle "Brückenbauer" und Freunde eines lauen Appeasements gegenüber dem Terror sollten Artikel 13 der Gründungsurkunde der Hamas lesen: "Friedensinitiativen und sogenannte Friedensideen oder internationale Konferenzen widersprechen dem Grundsatz der islamischen Widerstandsbewegung. Die Konferenzen sind nichts anderes als ein Mittel, um Ungläubige als Schlichter in den islamischen Ländern zu bestimmen (. . .) Für das Palästina-Problem gibt es keine andere Lösung als den Dschihad. (. . .) Friedensinitiativen sind reine Zeitverschwendung, eine sinnlose Bemühung." Ein Satz, mit dem die Hamas, was sie selbst betrifft, sogar recht haben könnte.