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Wo die Show an eine Grenze stößt

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Grenzen, Türl mit Seitenteilen, Mauern - das ist ja gerade alles erst wieder en vogue geworden. Jetzt will also auch Bernie Ecclestone Mauern bauen. Der starke Mann der Formel 1 mit bekannter Schwäche für diktatorische Systeme argumentiert dies aber nicht mit mehr Sicherheit, sondern genau mit dem Gegenteil davon. Seiner Ansicht nach würden viele Rennen als zu sicher gelten, "früher sind die Zuschauer zu den Rennen gekommen und haben gedacht, es könnte jemand umkommen. Heute kommen sie in der Gewissheit, dass niemand umkommt", sagte er. Man darf den 86-Jährigen - der offenbar den schrecklichen tödlichen Unfall von Jules Bianchi aus dem Vorjahr vergessen hat - jetzt nicht falsch verstehen. Dass es weniger Todesfälle gebe, sei natürlich eh gut so, fügte er hinzu. Trotzdem: Vom Nervenkitzelfaktor her dürfte es für ihn ruhig ein bisserl mehr sein. Kleine Mauern bei den Kurven würden diesen seiner Ansicht nach erhöhen, da die Piloten dann nicht mehr einfach so die Streckenbegrenzungen überfahren könnten. Diesen Vorschlag machte er vor dem ersten Training für den Grand Prix in Mexiko am Sonntag (20 Uhr). Bei den Fahrern stößt er aber auf wenig Gegenliebe. Nico Rosberg, der bei aktuell 26 Punkten Vorsprung auf seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton in diesem Rennen seinen ersten WM-Titel fixieren kann, meinte lapidar: "Wir sollten uns erst um zehn andere Gebiete kümmern, um den Sport aufregender zu machen, bevor wir daran denken, die Zeit in Sachen Sicherheit zurückzudrehen." Nun ist Rosberg ohnehin nicht gut auf Ecclestone zu sprechen - dieser hatte ihm unumwunden verkündet, ein WM-Gewinner Rosberg wäre schlecht fürs Geschäft - doch mit seinem Einwand hat der Deutsche natürlich recht. Wo die Sicherheit gefährdet sein könnte, muss die Show an ihre Grenze stoßen. Mit Ideen wie dieser wird man die Formel 1 daher eher nicht weiterbringen. Und die ist auch keine Diktatur (mehr). Vielleicht wäre es an der Zeit, dass die neuen US-Eigentümer Ecclestone auch seine Grenzen aufzeigen.