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Wo Fake News nicht überleben

Von Alexandra Grass

Wissen

Jubiläum "25 Jahre Wissenschafter des Jahres": Faßmann für Bindung der Presseförderung an Wissenschaftsjournalismus.


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Wien. Der Wissenschaftsjournalismus "ist ein wichtiger Transporteur wissenschaftlicher Erkenntnisse". Ihn als "langweilig oder irrelevant abzutun", sei deshalb der falsche Weg. "Das ist er nicht." Er könne sich vorstellen, Teile bestimmter öffentlicher Transferzahlungen, wie etwa der Presseförderung, an eine substanzielle Berichterstattung auf dem Gebiet Wissenschaft und Forschung zu koppeln. Die Presseförderung richte sich im Wesentlichen nach der Auflage, aber "andere Kriterien können, sollten und müssten entwickelt werden". - Mit diesen Überlegungen wartete Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann Montagabend vor rund 150 Zuhörern auf.

Der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten hatte zum 25-Jahr-Jubiläum der Vergabe der Auszeichnung "Wissenschafter des Jahres" in die Aula der Wissenschaften in Wien geladen. Von der versammelten Forschungscommunity erntete der Ressortchef dafür regen Zuspruch.

Kreativität - ein Motor

Kreativität sei dabei ein wichtiger Motor, erklärte der amtierende "Wissenschafter des Jahres", der Chemiker Nuno Maulide. "Wir brauchen unglaublich viel Kreativität, um die wichtigsten Fragen unserer Zeit beantworten zu können, um neue Arten der Kenntnisvermittlung umzusetzen und um Themen noch interessanter zu machen."

Vor allem in Zeiten von Fake News komme der Wissenschaftskommunikation eine besonders wichtige Rolle zu, stellte Komplexitätsforscher Stefan Thurner, Preisträger des Jahres 2017, fest. Denn: "Wissenschaft ist das Einzige, das wirklich nachhaltig funktioniert." Wenn man sich als Gesellschaft alle 20 Jahre neu erfinden muss, sei sie noch der "einzige Motor, der das erlaubt". Und: "Es ist das einzige Ökosystem, wo alternative Fakten nicht überleben - nicht auf Dauer."

Es habe sich auch am Habitus der Forscher selbst viel verändert, blickte die Umwelthistorikerin und Preisträgerin des Jahres 2013, Verena Winiwarter, zurück. Noch in den 1970er Jahren hätte es so manchen Wissenschafter "extrem gestört, verstanden zu werden". Heute stehe die Kommunikation hoch im Kurs. Sie selbst hatte die Auszeichnung erfolgreich dafür genützt, die Aufmerksamkeit vermehrt auch auf ihr "Orchideenfach" zu richten. Das habe bewirkt, "dass ganz viele Leute das Wort Umweltgeschichte jetzt kennen". Zum Habitus heutiger Wissenschafter gehöre die Verständlichkeit auch aus einem anderen Grund dazu: "Das halte ich für eine Rückwirkung aus den Forschungsförderungsprogrammen." Die Finanzierung mit öffentlichen Geldern verlangt nämlich nach verständlichen Erklärungen.

Darauf blickend, forderten die Podiumsteilnehmer, darunter auch der Alternsforscher und erste Preisträger Georg Wick sowie der emeritierte Klubvorsitzende und "Presse"-Wissenschaftsjournalist Erich Witzmann, unisono eine bessere Dotierung des Wissenschaftsfonds FWF. "Da können wir ruhig einige, die nicht so gut sind, auch fördern. Denn wir verlieren sehr viele junge Forscher", betonte Wick. "Wir müssen unseren Talenten eine Chance geben", unterstützte Thurner die Forderung. Es wäre "wahnsinnig wichtig" die FWF-Förderungen, die an sich für Grundlagenforschung vergeben werden, auch als Wirtschaftsförderung zu sehen.

Seit einem Vierteljahrhundert werden die Preisträger jährlich vom Klub für Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten gekürt. Dies erfolgt in erster Linie in Anerkennung um das Bemühen von Forschern, ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit gut verständlich zu vermitteln und damit die Bedeutung der österreichischen Forschung zu heben.

Für andere begreifbar machen

"Das Besondere an der Auszeichnung ,Wissenschafter des Jahres‘ ist, dass sie, anders als der Nobelpreis, nicht für die wissenschaftliche Erkenntnis alleine vergeben wird, sondern dafür, dass man dieses Wissen auch für andere Menschen begreifbar und zugänglich macht", betonte Klubvorsitzende und "Wiener Zeitung"-Redakteurin Eva Stanzl. Und weiter: "Die Auszeichnung belohnt Forscherinnen und Forscher, die alle anderen Menschen auf eine Reise mitnehmen können, die die Fantasie anregt, und die nicht nur aus eigener Kreativität schöpfen, sondern auch der Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, die Welterkenntnisse in ihr eigenes Universum einzubauen."