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Hannes Reichelt ist nicht nur ein Weltklasse-Abfahrer, der bereits fünf Tage nach seinem kapitalen Sturz auf der Kitzbühler Streif das Training für die Samstag-Abfahrt in Garmisch bestritt und Bestzeit hinknallte, sondern er ist auch Athleten-Sprecher. Das muss man wissen, um seine Kritik gegenüber den Rennverantwortlichen der FIS und den Kitzbühel-Veranstaltern richtig einzuordnen. Als Gewerkschafter spricht es sich dann halt doch anders als als Rennpferd, das nur sein eigenes Schicksal in Händen trägt. Doch auch inhaltlich hat sich der Super-G-Weltmeister etwas verfahren. Etwa sein Vorwurf, wonach er und der ebenfalls schwer gestürzte Aksel Lund Svindal die engere und risikoreichere Linie bei der Schlüsselstelle nach der Hausbergkante hätten nehmen müssen, da die weitere Sicherheitslinie absichtlich schlechter präpariert worden sei. Wer sich die Kitzbühel-Bilder genau ansieht, entdeckt anderes: Reichelt und Svindal sind - im Gegensatz zu Sieger Peter Fill - gar nicht die direkte Linie gefahren. Wenn jemand voll riskiert hat, dann Fill. Zudem kommt der Vorwurf des schlecht Präparierens spät -zu spät. Warum nicht schon beim Abschlusstraining, als klar war, dass beim Rennen schlechte Sicht herrschen würde? Auch der Einwand, entweder gleich nach den Stürzen oder gar nicht abzubrechen, ist inkonsequent. Denn der Abbruch erfolgte gegen 14.30 Uhr, als es zunehmend dunkel geworden war und Schneefall einsetzte. Das Rennen wäre sowieso nicht bis Nummer 57 zu Ende gefahren worden. Somit wirkt auch Reichelts Vorwurf, wonach sich die FIS-Renndirektoren Markus Waldner und Hannes Trinkl um die Sicherheit statt um die Show kümmern mögen, reichlich skurril.