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Wo jetzt das Hypo-Geld zuhause ist

Von Stefan Melichar

Wirtschaft
Wer zieht den Kahn aus dem Dreck? Nicht nur dieses zunehmend verblassende Werbeplakat im kroatischen Zadar hat schon bessere Zeiten erlebt - auch die Hypo selbst steht in ihren Hochburgen vor massiven Problemen. Foto: mel

"Wiener Zeitung" berichtet aus Slowenien, Kroatien, Bosnien und Serbien. | Ein Streifzug durch riesige Luxus-Resorts, Kriegsruinen und Wohnblocks. | Start der Serie in Istrien mit den Projekten Rezidencija Skiper und AB Maris. | Wien. Es sind die vielzitierten Kernmärkte der Hypo Alpe Adria: Kroatien, Slowenien, Serbien und Bosnien. Genau dort hat die Kärntner Bank ihre Geschäftstätigkeit im vergangenen Jahrzehnt massiv ausgeweitet. Genau dort liegen auch zahlreiche prominente Leichen im Keller - sei es aus wirtschaftlicher oder aus juristischer Sicht. | Teil 1: Istrien - ein Kernmarkt mit Kernproblemen


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Vor der Notverstaatlichung der Hypo Ende 2009 hatte die Bank in diesen vier Auslandsmärkten insgesamt rund 20,4 Milliarden Euro an vergebenen Krediten und Leasingfinanzierungen offen. Das entsprach 54 Prozent - und damit klar mehr als der Hälfte - des Finanzierungsvolumens des Gesamtkonzerns.

Wie ebenfalls aus einem vertraulichen Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) hervorgeht, war Kroatien über die Jahre zum größten Markt der Hypo geworden - noch vor Österreich und Italien.

Kroatien auf Rang eins

Per 30. Juni 2009 entfielen 25,4 Prozent der offenen Forderungen der Gruppe auf Kreditnehmer in Kroatien und nur 16,3 Prozent auf jene in Österreich. Auf Rang vier bis sechs im Konzern folgten Slowenien (13 Prozent), Serbien (8,5 Prozent) und Bosnien (7 Prozent).

Auffallend ist, dass alle Bank- und Leasingtöchter in den vier wichtigsten Auslandsmärkten in Ex-Jugoslawien zusammengenommen selbst nur auf ein Finanzierungsvolumen von 15,7 Milliarden Euro - also rund drei Viertel der dort verliehenen Gelder - kamen. Die Differenz zu den eingangs erwähnten 20,4 Milliarden ergibt sich demnach aus einem großen Volumen an grenzüberschreitenden Krediten der Konzernmutter in Klagenfurt. Diese sogenannten Cross-Border-Finanzierungen sind einer der Hauptgründe für die jetzigen Probleme der Bank.

Grenzenlose Kredite

Hypo-Chef Gottwald Kranebitter bezifferte unlängst das aktuelle Volumen der Südosteuropa-Kredite der Holding mit zwei bis drei Milliarden Euro. Laut Kranebitter gibt es gerade hier "eine Konzentration" an Problemkrediten. Das überrascht nicht, wenn man sich den Sinn dieser Cross-Border-Finanzierungen vor Augen hält: So gibt es seitens der kroatischen Nationalbank strikte Auflagen, was Großkredite anbelangt. Um diese Vorschriften zu umgehen, wurden großvolumige Projektfinanzierungen deshalb nicht über die Hypo-Töchter vor Ort, sondern über Klagenfurt abgewickelt.

Die "Wiener Zeitung" hat mehr als zwanzig der prominentesten Projekte, die immer wieder rund um die Hypo Alpe Adria genannt werden, einen Besuch abgestattet. Unter dem Titel "Hoffnungsmärkte und Millionengräber" werden im Rahmen einer täglichen, fünfteiligen Serie luxuriöse Tourismus-Resorts, vor sich hin schlummernde Kriegsruinen und gigantische Wohnblocks unter die Lupe genommen.

Die Reise beginnt in Istrien - der kroatisch-slowenischen Adria-Halbinsel quasi vor den Toren Klagenfurts. Zweite Etappe ist die Küste Dalmatiens mit der Provinzhauptstadt Zadar, dritte Station das altehrwürdige Dubrovnik. Danach geht die Reise quer durch Bosnien. Letzte Station der Tour auf den Spuren des Hypo-Geldes ist die serbische Hauptstadt Belgrad.