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Wo kann sich die Volksoper positionieren?

Von Edwin Baumgartner

Analysen

Wien hat fünf Häuser für | Die Volksoper als Haus für Operette. | Der eben designierte Volksoperndirektor Robert Meyer steht vor einem Hauptproblem: Wo wird er sein Haus positionieren, um den notwendigen Besucherzuwachs zu erzielen?


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Wien hat mit fünf Häusern, in denen Musiktheater gespielt wird, ein außerordentlich breites einschlägiges Angebot.

- Die Wiener Staatsoper bietet Meisterwerke des internationalen Repertoires mit internationaler Besetzung.

- Das Theater an der Wien, als Opernhaus jung, arbeitet noch an seiner Positionierung, wird seinen Spielplan aber voraussichtlich mit Opern des Barock, der Frühromantik und der Gegenwart bestreiten, also mit jenen Repertoire-Segmenten, die von der Staatsoper nur vereinzelt wahrgenommen werden.

- Die Wiener Kammeroper bedient sich ebenfalls verstärkt an der Peripherie des Repertoires, wobei naturgemäß klein besetzte Opern der Romantik und des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt stehen, Abstecher zu Barock, Musical und Uraufführungen nicht ausgeschlossen.

- Das Raimundtheater spielt Musical unter Produktions- und Aufführungsbedingungen, die jenen in den USA ungefähr nachgebildet sind.

Womit die Volksoper in Bezug auf Oper und Musical zwischen allen Stühlen sitzt.

Höchstens die deutsche Spieloper könnte Publikum anziehen, wie Flotows "Martha" an der Volksoper beweist - einer der wenigen echten Erfolge des Hauses.

Bleibt noch die Operette. Die gegen den Strich gebürsteten Volksopern-Aufführungen haben das Zielpublikum nach Baden vertrieben, wo man nicht vorgibt, die Operette neu zu erfinden, sondern mit viel Charme auf die bewährten konservativen Aufführungsmodelle zurückgreift.

Sollte die Volksoper sich also als Haus für Spielopern und regietheaterfreie Operette positionieren, könnte sie ihr früheres Zielpublikum unter Umständen zurückgewinnen. Andere Rezepte würden in der derzeitigen Situation lediglich eine Prolongation der derzeitigen Positionierungs-Krise bedeuten.