Halbzeit in den SommerFerien - während die einen nicht genug davon bekommen können, warten die anderen schon sehnsüchtig auf den September. Bei Ersteren handelt es sich in der Regel um Schulkinder, bei Letzteren um deren Eltern. Viele haben nämlich Urlaub und Budget meist schon aufgebraucht und fragen sich, wie sie die Kleinen möglichst günstig beschäftigen sollen. Das "Wiener Journal" hat ein paar Plätze gefunden, an denen Kinder ungestört Kinder sein dürfen.
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Es ist eigentlich im Rückblick nicht wirklich nachvollziehbar, dass ich als Kind in den Achtzigerjahren überhaupt nie am Wiener Ferienspiel teilgenommen habe (zumindest kann ich mich nicht daran erinnern). Wo doch das Angebot schon damals umfassend war - und seither jedes Jahr erweitert wurde. Auch jetzt tummeln sich wieder hunderte Kinder in ganz Wien bei den verschiedensten Stationen, vom Floßbasteln am Segelstrand der Kinderwelt Wien über Rätselspiele im Museum für Völkerkunde bis hin zum Geschichtenlesen in Wiener Parks. Für berufstätige Eltern böte sich hier an, sich abwechselnd jeweils tageweise freizunehmen und mit dem eigenen Nachwuchs sowie dessen Freunden eines der vielen Angebote zu besuchen. Am nächsten Tag ist dann ein anderer Papa oder eine andere Mama dran.
Viel Lärm, und keinen störts
Es gibt aber auch Momente, da genügt es Kindern - zumal, wenn sie in den Ferien unausgelastet sind - nicht, beschäftigt zu sein. Da wollen sie nicht irgendwelche Aufgaben lösen oder etwas lernen, sondern einfach herumtollen und Lärm machen. Ohne dass sich irgendjemand darüber aufregt. Bei Andreas Ertl und seinem Bogipark sind sie dann genau an der richtigen Adresse. Der Abenteuerspielplatz hat nicht umsonst in der Ferienzeit doppelt so viele Besucher wie sonst.
Für den Betreiber des Indoor-Spielplatzes in Wien-Liesing waren die ersten Juli-Wochen, in denen die Freibäder gejammert haben, eine umso lukrativere Zeit. Bei Regen wird es im Bogipark voll. Kinder jeden Alters spielen Verstecken in der Erlebnishöhle, rutschen um die Wette, hüpfen auf dem Trampolin, spielen mit überdimensionalen Bausteinen oder drehen im Autodrom ihre Runden. Und oft scheint es, als seien speziell die Väter nicht nur als Begleitperson mitgekommen, sondern wollten selbst noch einmal ungestört das Kind im Mann ausleben.
Notwendig ist eine Begleitperson auf jeden Fall. Denn die Mitarbeiter sind zwar entsprechend geschult, "wir wollen aber nicht, dass die Eltern ihre Kinder einfach bei uns abgeben", erklärt Ertl. Deshalb wurde die Anlage so eingerichtet, dass man vom Gastraum aus den vollen Überblick hat. Und rund um einen geschützten Kleinkindbereich stehen mehrere bequeme Polstermöbel, in denen man es sich gemütlich machen kann, während man den Kindern beim Herumtoben zusieht.
Im Durchschnitt bleiben die kleinen Besucher rund drei Stunden, dann ist ihr Tagesbedarf an Bewegung gestillt. Sein Publikum bezieht Ertl vor allem via Mundpropaganda. Ein Multiplikator dabei sind Geburtstagsfeiern: Denn die Gäste kommen oft später alleine wieder. Darüber hinaus muss man sich regelmäßig etwas Neues einfallen lassen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. So veranstaltet der Bogipark im Sommer jeden Samstag und Sonntag zwischen 12 und 18 Uhr einen "Bobby Car Cup". An diesen Rutschauto-Wettrennen dürfen alle zwischen 2 und 99 Jahren teilnehmen.
Wie die Großen
Seit kurzem hat der Bogipark eine Kooperation mit Minopolis im Cineplexx Reichsbrücke laufen. Die "Stadt der Kinder" hat sich mittlerweile wieder wirtschaftlich erfangen und bietet jetzt noch mehr Erlebnisse wie in der Erwachsenenwelt an. Als Feuerwehrmann, Maurer, Bäcker oder rasender Reporter (insgesamt stehen rund 90 Berufe zur Auswahl) können 4- bis 12-Jährige hier ihr eigenes Geld verdienen und dann in der Bank deponieren. Manche Konten laufen schon seit Jahren, und die Kunden haben ganz schöne Summen zusammengespart - freilich nur in der fiktiven Minopolis-Währung Eurolino. "Einer der beliebtesten Jobs bei uns ist Supermarktkassierin", erzählt Minopolis-Sprecherin Ulrike Schwarz beim Rundgang. Sie erklärt sich diesen Trend, der ja so gar nicht die Realität widerspiegelt, mit der Faszination der Kassa-Elektronik. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die (älteren) Mädels hier einen guten Vorwand haben, um mit männlichen Einkäufern zu quatschen. Auch wenn sie das niemals offen zugeben würden.
Fest steht jedenfalls, dass Minopolis mehr ist als ein Kinderspielplatz. Denn die Kinder lernen hier spielerisch schon einmal die Welt der Großen kennen und bekommen erste Einblicke, wie sie später die Wirtschaft umwerben wird. Und den Besuchern macht es offensichtlich Spaß, wie die Statistik zeigt: Rund 150.000 Kinder werden jedes Jahr in Minopolis gezählt. Und jetzt, in den Ferien, hat sich selbst bei Badewetter oft kurz vor 13 Uhr schon eine lange Schlange vor dem Eingang gebildet.
Von Kletterturm bis Air Hockey
Über regen Besucherandrang freut sich auch der Fun4Kids-Park am anderen Ende von Wien. In Oberlaa, fast schon an der Stadtgrenze, finden die Kinder Favoritens (aber auch viele aus anderen Bezirken und Niederösterreich) alles, was das Herz begehrt: Im Kletterturm sind Hindernisse zu überwinden, auf dem Wabbelberg kann man sich schön herumrollen, die Trampolins gehören sowieso zur Pflichtausstattung. Für die Größeren gibt es außerdem Wuzzler, Ballspielfeld und Air Hockey - bekannt aus dem Wurstelprater: Zwei Spieler stehen einander an einem Spielfeld aus Plexiglas gegenüber und versuchen, mit einer Spielscheibe in der Hand einen Puck ins Tor des Gegners zu befördern.
So wie der Bogipark ist auch Fun4Kids frei von Elektronik (mit Ausnahme der Gokarts). Denn: "Vor Fernseher und Computer sitzen die Kinder heutzutage eh schon zuhause viel zu lange. Da sollen sie sich wenigstens bei uns einmal so richtig austoben", sind sich die Betreiber einig. Die Kinder haben damit eindeutig kein Problem. "Die Wirtschaftskrise spüren wir hier nicht", meint Fun4Kids-Chefin Natascha Hammer. Der Erlebnisspielplatz sei von Anfang an ein Erfolg gewesen. "Im Winter könnten wir sogar noch größer sein. Ab 14 Uhr finden Sie bei uns oft keinen Sitzplatz mehr."
Ein Prater im Prater
Wenn es ums Freizeitvergnügen für Kinder geht, dann darf natürlich ein Standort nicht fehlen: Auch im Wiener Wurstelprater gibt es viel Platz zum Austoben. Die Kids Welt - mit Ringelspielen, Autodrom, Kletteranlage, Abenteuerzug und Hüpfwelt - stellt sozusagen eine Art Prater im Prater dar. Im Unterschied zu den Indoor-Spielplätzen lebt man hier vom schönen Wetter. Und so hofft Betreiber Gerhard Kietreiber auf viele sonnige Tage bis Oktober. Bisher sind heuer jedenfalls schon viele Besucher gekommen. Und in den Sommerferien ist ja erst Halbzeit.
Bogipark.
1230 Wien, Gutheil-Schoder-Gasse 17
Tageskarte: Kinder bis 1 Jahr gratis
Kinder bis 3 Jahre: 2,90 Euro
Kinder bis 16 Jahre: 7,90 Euro
Ausgewachsene: 3,90 Euro
Senioren, Studenten: 2,90 Euro
Geöffnet täglich 10-19 Uhr
T: 01/23 000 00, www.bogipark.at
Fun4Kids.
1100 Wien, Himberger Straße 2
Kinder bis 1 Jahr und Erwachsene: gratis
Kinder bis 3 Jahre: 3 Euro
Kinder bis 14 Jahre: 9 Euro
Geöffnet Di-Fr 14-19 Uhr
T: 0664/500 73 33, www.fun4kids.at
Kids Welt im Wiener Prater.
1020 Wien, Straße des 1. Mai 118
Eintritt: 10 Euro pro Kind (2-10 Jahre),
in Gruppen: 5 Euro, Erwachsene gratis
Geöffnet täglich 10-19 Uhr, im Hoch-
sommer bei schönem Wetter bis 21 Uhr
T: 01/729 51 02, www.kids-welt.at
Minopolis.
1220 Wien, Wagramer Straße 2
Kinder ab 4 Jahren: 15 Euro
Erwachsene (Begleitung): 6 Euro
Geöffnet Mo-Sa 13-19 Uhr
Wiener Ferienspiel.
In ganz Wien für alle 6- bis 13-Jährigen
Information: MuseumsQuartier/Hof 2 1070 Wien, Museumsplatz 1
Di-Do 14-19 Uhr, Fr-So 10-17 Uhr
T: 01/4000 84 400, www.ferienspiel.at