Der neue Boss ist fix, aber was Markus Beyrer in der ÖIAG machen soll, steht noch in den Sternen. Die einst aufgeblasene Staatsholding, zuletzt auf eine gar nicht so erfolglos agierende Privatisierungsagentur geschrumpft, steckt wieder einmal in der Existenzkrise. Die Kernfrage Zusperren oder Aufwerten ist zwar im Prinzip entschieden, aber eine Strategie zeichnet sich noch nicht ab - und das, was derzeit diskutiert wird, ist heftig umstritten.
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Das großkoalitionäre Parteiengezänk dreht sich in erster Linie um die ÖBB: Die Schwarzen, die an der Bahn und deren SP-nahen Boss Christian Kern kein gutes Haar lassen, wollen sie unbedingt der ÖIAG und damit Beyrer unterstellen. Die Holding wiederum wird samt ihrem derzeitigen und künftigen Chef von den Roten außerordentlich skeptisch beurteilt. Die schwer defizitären ÖBB sind zwar kein potenzieller Privatisierungs-Kandidat - es sei denn, ein verrückter Ölscheichs oder Oligarch erbarmt sich eines Tages ihrer und kauft sie auf -, aber ein neues Umfeld würde ihr sicherlich nicht schaden. Jede Konstellation, die den politischen Einfluss reduziert und die Distanz zum zuständigen Infrastruktur-Ministerium vergrößert, wäre jedenfalls zu begrüßen.
Die ÖIAG würde zwar - machen wir uns nichts vor - als dazwischen geschaltete Beteiligungsholding des Bundes keine Wunder wirken, aber zumindest als Puffer fungieren. Und davon könnten mit Sicherheit auch andere staatsnahe Betriebe profitieren, etwa die Asfinag, die Bundesimmobiliengesellschaft, womöglich auch die Österreichische Bundesforste etc.. Die baldige Aufwertung der ÖIAG ist schon deshalb angesagt, damit die Politiker endlich damit aufhören, Staatsfirmen letztlich als eine Art Parteieigentum zu betrachten.