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Wo sich Marken selbst inszenieren

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Der Schuhhändler Humanic hat elf Vorzeigeläden in Europa - einer hat in Wien nach dem Umbau eröffnet. Foto: Humanic

Marketingtool, das auf besondere Standorte hinweist. | In Wien sind viele Vorzeigeläden in der Kärntner Straße und am Graben zu finden. | Wien. Von außen wirkt das Gebäude in einer kleinen Gasse in London unscheinbar - wäre da nicht die laute Musik. Beim Eingang stehen männliche Models mit nacktem Oberkörper, mit denen sich die Kunden fotografieren lassen können, bevor sie ins dunkle Geschäft eintreten, wo es nach der Parfumlinie der Bekleidungsmarke riecht. Mit dieser Atmosphäre will der amerikanische Textilhersteller Abercrombie & Fitch die Marke in seinem Flagshipstore erlebbar machen. Der Vorzeigeladen ist sogar zu einer Touristendestination geworden, die in Reiseführern aufgelistet wird.


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"Flagshipstores sind ein Marketingwerkzeug, um auf Standorte aufmerksam zu machen", sagt Hanna Bomba-Wilhelmi, Geschäftsführerin des Standortberaters Regioplan. Der Begriff wird mittlerweile schon inflationär verwendet - "im Moment scheint die Bezeichnung Flagshipstore zu ziehen", so Bomba-Wilhelmi.

Gläserner Schuhlift

Jedes Unternehmen entscheidet selbst, welches und wie viele seiner Geschäfte als Flagshipstore bezeichnet werden. Meist führt ein Laden in 1A-Lage als "Flaggschiff" die Filialen an - in Wien residieren viele Flagshipstores rund um den Stephansplatz, am Graben oder in der Kärntner Straße. Es reicht aber nicht, sich nur auf die Top-Lage zu verlassen, das Geschäft müsse sich auch rechnen, betont Bomba-Wilhelmi: "Die Zeiten, als man aus Imagegründen an einer Top-Lage eine Filiale eröffnete und die Kosten egal waren, sind vorbei."

Es muss aber nicht unbedingt das größte oder am besten gelegene Geschäft sein - es kann auch die als Erste eröffnete Filiale sein, oder eine, die von einem Stararchitekten entworfen wurde. Oft zeichnet sich das "Flaggschiff" durch ein besonders großes oder spezialisiertes Sortiment aus.

Der Schuhhändler Humanic hat vor kurzem in der Kärntner Straße nach einem Umbau wieder aufgesperrt. Beim Innendesign des Geschäfts nahe dem Stephansplatz wurde auf "großzügiges Ambiente auf zwei übersichtlichen, lichtdurchfluteten Etagen" geachtet, heißt es vom Unternehmen. Ein gläserner Schuhlift bringt das Paar in der gewünschten Größe. Das neue Soundkonzept soll ein "Shoppingerlebnis auf internationalem Niveau" unterstreichen. Humanic sei mittlerweile in elf Ländern Europas mit Flagshipstores in 1A-Lage vertreten.

Auf einen einzigen Flagshipstore konzentriert sich Triumph - der Wäschehersteller lädt in der Kärntner Straße in seine "Markenerlebniswelt" auf zwei Etagen. "Wir verkaufen nicht nur, sondern zeigen auch die Markengeschichte und bauen mit monatlichen Veranstaltungen im Shop eine Kommunikationsplattform für Frauen auf", heißt es vom Unternehmen. Neben neuer Architektur mit sechs Meter hohen LED-Säulen an der Außenfassade will der im März eröffnete Vorzeigeladen durch das größte Warensortiment der Triumph-Filialen überzeugen.

Der Kristallhersteller Swarovski verfügt weltweit über drei Flagshipstores: in Tokio, in der Champs Elysées in Paris sowie in der Oxford Street in London. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass er die "DNA der Marke" repräsentiert, einen prominenten Standort in einer Hauptstadt besitzt und eine gewisse Quadratmeterzahl an Verkaufsfläche bietet, heißt es vom Unternehmen. Die drei Swarovski-Geschäfte in den Kristallwelten in Wattens, in Wien und Innsbruck heißen zwar nicht Flagshipstores, kombinieren aber "Verkaufsfläche und kunstvolle Inszenierung, die zum Staunen und Kaufen, zum Austausch und Träumen einlädt" und sollen die Marke zu einem "greifbaren Kristall-Erlebnis" machen.

Flagshipstore für Salz

Auch der deutsche Schokoladenhersteller Ritter Sport hat seit 2010 in Berlin einen Flagshipstore, die "Bunte Schokowelt" auf 1000 Quadratmetern. Neben Café und Shop können Besucher eigene Schokolade kreieren oder sich eine individuelle Kreation von einem Chocolatier zusammenstellen lassen.

Nicht nur Marken verfügen über Vorzeigeläden: Ein "Salz-Flagshipstore" kann seit Mai in den Salzwelten Hallein besucht werden, der auf 120 Quadratmetern mit einem "umfangreichen Sortiment rund ums Salz aufwartet", wie es heißt.