Ukrainische Frauen heute erdulden ihr Schicksal nicht so schweigsam wie einst geflüchtete Tschetschenen.
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Bis heute wurde nie öffentlich aufgedeckt, wer im Jahr 1999 wirklich Sprengstoffanschläge auf russische Wohnhäuser mit rund 300 Todesopfern verübt hatte. Für den bis dahin nicht besonders bekannten Wladimir Putin, der kurz vor seinem Amtsantritt als russischer Präsident stand, waren die mörderischen Anschläge aber der Anlass für den zweiten Tschetschenien-Krieg. Etwas später sah man in Wien, wie geflüchtete tschetschenische Familien in Parks übernachteten, weil es keine Grundversorgung gab, und die eingeschüchterten Flüchtlinge vertrauten niemandem mehr.
"Indizien deuteten auf den russischen Geheimdienst FSB hin", ist in Michel Reimons und Eva Zelechowskis Buch "Putins rechte Freunde. Wie Europas Populisten ihre Nationen verkaufen" zu lesen. Boris Jelzin, der den ersten Tschetschenien-Krieg angeführt hatte, ernannte als seinen Nachfolger Putin, der eben der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB gewesen war.
Heute sieht man, wie tschetschenische Täter gemeinsam mit russischen Soldaten ukrainische Städte vernichten. Eine alte Bäuerin erzählte im Fernsehen, ein tschetschenischer Kämpfer habe sie ernsthaft gefragt: "Wo sind denn nun eure Nazis?" Sie habe geantwortet: "Hier bei uns gibt es keine Nazis." Schulterzuckend schaute die alte Frau mit verrutschtem Kopftuch fragend in die Kamera. Hinter ihr der zerstörte Stall.
In dem bereits 2017 erschienenen Buch wird sorgsam aufgelistet, welche russischen Millionen-Kredite zum Beispiel der französische Front National erhielt, dessen Chefin Marine Le Pen prompt die Eroberung der Halbinsel Krim als legitim einstufte. Aber auch die Verbindungen zur deutschen AfD oder zu US-Ex-Präsident Donald Trump kommen vor. Als die First Czech Russian Bank 2016 pleite gegangen war, bekam Le Pen heftige Geldsorgen: "Die russische Einlagensicherung forderte sogar 9 Millionen Euro vom Front National zurück." Wie es für Österreich aussah, ist derzeit unbekannt, aber wenn FPÖ-Chef Herbert Kickl angesichts angeblich übervoller Asylquartiere und leerer Gastanks einen Asylstopp fordert, sieht es düster aus. Denn wer soll kein Asyl mehr erhalten? Die vor Putin fliehenden Ukrainerinnen und ihre Kinder?
Kickl nennt die EU-Sanktionen gegen Russland einen "Knieschuss" - sollte man lieber kuschen vor reichen Männer mit extrem viel Macht über Leben und Tod? Nicht einmal Frauen und kleine Kinder will Kickl offenbar vor Putin schützen, während die FPÖ "demokratietechnisch" Wahlbeobachter auf die Krim entsandte und die angebliche Rechtmäßigkeit der Wahlen beglaubigte. Johann Gudenus besuchte 2012 den gefürchteten Machthaber Ramsan Kadyrow in Tschetschenien. Im Anschluss behauptete er, Geflüchtete könnten ruhig wieder heimkehren - das zentrale Thema sei die Rückführung tschetschenischer Flüchtlinge aus Österreich gewesen.
Es ist bitter, wenn man damals zum Beispiel eine alte Tschetschenin vom Ältestenrat zum Roten Kreuz begleitete, weil sie nicht wusste, wo ihre Schwester und ihr Ehemann abgeblieben waren, und von weltweiter Propaganda und finanziellen Unterstützungen erfährt. Ganz zu schweigen vom täglichen Existenzkampf ukrainischer Frauen trotz Grundversorgung. Privilegierte reden groß von "Meinungsfreiheit", während es bei anderen ums Überleben geht.