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Wo statt Milch nun Whisky fließt

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Österreichs älteste Whiskydestillerie erhielt internationale Auszeichnung. | 75.000 Besucher kamen 2010 in die Whisky-Erlebniswelt.


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Wien. Nicht nur in Schottland und Irland wird Whisky hergestellt: In Roggenreith im Bezirk Zwettl produziert ein kleiner Familienbetrieb, der Roggenhof, fünf Whisky-Sorten. Drei ihrer Whiskys (zwei aus Roggen, einer aus Gerste) wurden bei der International Wine & Spirit Competition 2011 in London mit Silber in der Kategorie „Whiskys Worldwide” ausgezeichnet. Bereits im Vorjahr heimste die Waldviertler Destillerie Silber und Bronze ein.

„Wir wollen den schottischen Whisky nicht kopieren, sondern einen eigenen Geschmack kreieren”, sagt Jasmin Haider, die Tochter der Inhaber, im Unternehmen für Marketing und Kommunikation zuständig. Whisky auf Roggenbasis (Rye) schmeckt „lieblicher”, während die Gerste (Single Malt) eine kräftige Note verleiht.

Durch „learning by doing” zum Whisky

Zum Whisky kamen die Haiders durch Zufall: 1990 übernahmen Jasmins Eltern Johann und Monika den Bauernhof der Eltern, bis dahin hatten sie in Wien gearbeitet. Mit 40 Rindern und 30 Hektar Grund war der Betrieb klein - und geriet daher 1995, im Jahr des EU-Beitritts, in wirtschaftliche Bedrängnis.

Anstatt Nebenerwerbslandwirt zu werden, hatte Johann Haider die Idee, von der Milch- zur Whisky-Produktion zu wechseln. Denn während Arbeitsplätze und große Industriebetriebe rund um Zwettl rar sind, ist Getreide vorhanden.

Verfeinert wurde der Geschmack durch „learning by doing” mit Schnapsbrennen, bis dass der Brand zum Whisky veredelt wurde, erzählt die 28-Jährige.

Anfang 1995 wurde der erste Whisky destilliert. Da er vor dem Trinken drei Jahre gelagert werden muss, rettete sich der Betrieb mit dem Verkauf von Bränden und Likören über diese Übergangszeit.

Als nach der Präsentation des ersten Whiskys 1997 die Besucher in Bussen anreisten, um die Destillerie anzuschauen, wurde der Betrieb schrittweise aus- und umgebaut. „Der frühere Schweinestall beherbergt nun den Shop, aus dem Rinderlaufstall wurde das Whiskylager und dort, wo früher die Futtersilos waren, ist jetzt die Brennerei”, sagt Haider. 2009 wurde die Erweiterung vorerst abgeschlossen, im neuen Lager hat eine halbe Million Liter Whisky Platz.

Neben den drei Familienmitgliedern sind sechs Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt. Zusätzlich zur Herstellung werden eineinhalbstündige Führungen mit Verkostung angeboten. Im Vorjahr kamen 75.000 Besucher, sowohl Privatpersonen als auch Reisebusse. Seit diesem Jahr zählt der Roggenhof zu Niederösterreichs Top-Ausflugszielen.

Rund eine Handvoll Betriebe destillieren in Österreich Whisky, der Roggenhof war aber der erste.

Eine der wenigen Frauen im Whisky-Geschäft

Neben dem Whisky, der 80 Prozent des Umsatzes ausmacht, werden Edelbrände und -liköre angeboten. Die Produkte werden zu 80 Prozent ab Hof verkauft, ein Teil wird über das Internet in den EU-Raum abgesetzt - unter anderem auch nach Dänemark und Schottland. Auch im Fachhandel und in Gastronomie und Hotellerie ist der Waldviertler Whisky erhältlich.

Zuvor in der PR-Branche, ist Jasmin Haider im Vorjahr fix in den Familienbetrieb eingestiegen. „Meine Eltern haben mich nie gedrängt, aber mir von Anfang an viel Verantwortung übertragen”, sagt Haider. Für sie steht fest, dass sie das Unternehmen später übernehmen wird - und „eine der wenigen Frauen im Whisky-Business” ist. Derzeit bildet sie sich fachlich weiter. Bei einer Reise im Mai hat sie der Konkurrenz in Schottland über die Schulter geschaut.

Der Waldviertler Roggenhof war früher ein Bauernhof: Futtersilos wurden zur Whisky-Brennerei umgebaut