Der Höhepunkt der Asien-Reise von Donald Trump wird ein Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping sein.
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Wien/Tokio/Peking. Keiner will mit ihm reden, trotzdem wird Kim Jong-un großes Thema sein. Wenn US-Präsident Donald Trump in Kürze seine Asien-Reise absolviert, werden sich die Gespräche immer wieder um Nordkorea drehen. Das isolierte, aber hochgerüstete Land hat erst kürzlich seinen sechsten Atomtest durchgeführt. Diktator Kim droht damit, die US-Westküste anzugreifen, und für seine Nachbarn stellt er schon lange eine unberechenbare Gefahr dar. Das gilt insbesondere für Südkorea und Japan - und diese beiden Länder sind, nach einem Zwischenstopp auf Hawaii, auch die ersten Stationen von Trumps Asien-Tour, die am Sonntag beginnt.
Der ungeliebte Nachbar Südkorea wäre für das Regime in Pjöngjang im Fall der Fälle wohl das Angriffsziel Nummer eins - so soll Nordkorea so viel Artillerie auf die nur 50 Kilometer von der Grenze entfernte Hauptstadt Seoul gerichtet haben, dass es diese in Schutt und Asche legen kann. Und auch Japan liegt längst in Reichweite nordkoreanischer Raketen, und Pjöngjang hat nicht nur einmal mit der Vernichtung des Inselstaats gedroht.
Deshalb fürchten Japan und Südkorea einen militärischen Alleingang des impulsiven, unberechenbaren US-Präsidenten, der die ganze Region in Brand setzen würde. Schließlich hat Trump Nordkorea bereits die "volle Vernichtung" in Aussicht gestellt.
Diplomaten gehen davon aus, dass sowohl Japans Premier Shinzo Abe als auch Südkoreas Präsident Moon Jae-in zumindest bei ihren Vier-Augen-Gesprächen mit Trump auf diesen einwirken werden, sämtliche Schritte in der Nordkorea-Krise mit ihnen abzusprechen. Zumal sie in diesem Konflikt - obwohl massiv betroffen - oft nur Zaungäste sind. Entscheidend für den Nordkorea-Konflikt ist nämlich, wie sich Washington mit Peking koordiniert.
Hierzu werden Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping Gelegenheit haben, denn die Volksrepublik ist die dritte Station auf Trumps Asien-Reise. Trump wird dabei wohl China erneut dazu drängen, härter gegen Nordkorea vorzugehen. Der US-Präsident meint, dass China als einziger Verbündeter und wichtigster Handelspartner Nordkoreas das Kim-Regime in die Knie zwingen kann.
China hat anderen Zugang
Tatsächlich hat China zuletzt den Druck auf Nordkorea erhöht, so wurden etwa die Erdöl-Lieferungen gedrosselt. Peking, das über Pjöngjangs Aufrüstung alles andere als glücklich ist, wollte Nordkorea wohl damit zeigen, dass sich seine Geduld immer mehr dem Ende zuneigt. Gleichzeitig wollte die Volksrepublik damit offenbar auch die USA beruhigen. Ob China aber bereit ist, noch weiter zu gehen und ein von den USA gefordertes komplettes Öl-Embargo gegen Nordkorea zu verhängen, ist fraglich: Erstens glaubt China laut Politanalysten aus der Region nicht daran, dass Strafmaßnahmen die Nordkorea-Krise lösen können. Vielmehr fürchtet Peking, dass das Nordkorea noch unberechenbarer und aggressiver macht. Zweitens hat China überhaupt kein Interesse daran, dass in dem atomar hochgerüsteten Nachbarland Chaos aus- und das Regime zusammenbricht.
Das Treffen mit Xi wird jedenfalls bei Trumps Reise sowohl der Höhepunkt als auch der heikelste Termin sein. Schließlich begegnen sich hier die zwei mächtigsten Männer der Welt, wobei die Interessen der von ihnen angeführten Länder zusehends kollidieren. Xi hat erst kürzlich beim Parteikongress klargemacht, dass er China als künftige Weltmacht sieht. Die Volksrepublik rüstet zu diesem Zwecke auch ihre Streitkräfte hoch und zeigt immer mehr militärische Präsenz in der Region - und kommt damit den USA zusehends in die Quere.
Das zeigt sich etwa am Beispiel der Philippinen - nach einem Abstecher in Vietnam die letzte Station von Trumps Asien-Tour. Die Regierung in Manila befindet sich in einem Territorialstreit mit China, dabei geht es um die Spratly-Inseln im Pazifik.
Hin- und hergerissen
Somit könnte sie ihren Bündnispartner USA, der dort Truppen stationiert hat, gut gebrauchen. Doch Präsident Rodrigo Duterte hat sich zuletzt trotz aller Konflikte mit Peking immer mehr China zugewandt, er hat die Kontakte dorthin intensiviert und ist immer wieder mit einer Anti-US-Rhetorik aufgefallen. China wiederum hat den Philippinen jede Menge Investitionen in Aussicht gestellt. Andere philippinische Politiker warnen nun aber davor, die Schutzmacht USA zu sehr vor den Kopf zu stoßen.
So sind auch viele andere Länder in Ostasien zwischen China und den USA hin- und hergerissen. Das Verhältnis zwischen Washington und Peking wird daher entscheidend für die gesamte Region sein. Je besser die beiden Großmächte miteinander auskommen, desto größer sind die Chancen, dass sich Konflikte und Krisen friedlich lösen lassen.