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Wofür es sich zu kämpfen lohnt

Von Brigitte Pechar

Analysen

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Die Pensionisten erhalten die Inflation von Oktober 2010 bis Juli 2011 abgegolten. Nicht mehr und nicht weniger. Die 810 Millionen Euro, die eine Erhöhung um 2,7 Prozent für alle 1,5 Millionen Pensionisten - ohne Beamte - kostet, sind für 2012 bereits budgetiert.

Die Pensionistenvertreter Karl Blecha (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) sind zufrieden, die FPÖ hätte sich 2,8 Prozent gewünscht. Sehr gemäßigt - so müsste man die Pensionistenvertreter charakterisieren, setzte man sie in Vergleich zu den Metallern, die Lohnerhöhungen von 4,2 Prozent erstritten haben. Diese hatten aber Kampfmaßnahmen eingesetzt. Eventuelle Kampfmaßnahmen der Pensionisten sind demgegenüber überschaubar. Ein Kaufboykott träfe nur Unternehmen und damit die Falschen, denn ihr Verhandlungsgegenüber ist der Staat. Und dieser wiederum hat kein Geld, im Gegenteil einen Schuldenberg von rund 215 Milliarden Euro.

Gewicht haben die Pensionistenvertreter dennoch, auch wenn sie kein wirkliches Kampfmittel in Händen halten. Sie sind Stimmenbringer für ihre Parteien und als solche haben sie maximalen Einfluss. Interessant ist aber, dass mittlerweile Pensionistenverband (SPÖ) und Seniorenbund (ÖVP) fortschrittlichere Ideen zur Sicherung des Pensionssystems entwickelt haben, als ihre Parteien.

Die Logik dahinter ist aus Sicht der Pensionistenvertreter klar: Sie wollen die Neuzugänge zu den Pensionen begrenzen, auf dass für ihre ureigenste Klientel mehr übrig bleibt. Egoistisch durchaus, aber wenigstens einmal durchaus im Sinne einer größeren Allgemeinheit, der Beitrags- und Steuerzahler.

Laut Statistik Austria wird in Österreich die Zahl der Menschen im Alter ab 65 von derzeit 1,48 Millionen bis 2030 auf 2,14 Millionen und bis 2050 auf 2,64 Millionen in die Höhe gehen. Die Entwicklung der Zahl der Kinder und der Zahl der Menschen im Erwerbsalter (5,6 Millionen) werden demgegenüber als relativ konstant eingeschätzt. Die aus der Relation zwischen den Menschen im Alter ab 65 und den Menschen im Erwerbsalter 15 bis 64 errechnete Altenquote wird demnach zwischen 2010 und 2050 von 26 auf 48 Prozent ansteigen. Die Quote ist noch freundlich berechnet, denn das durchschnittliche Pensionsalter liegt bei 58,3 Jahren. Und nach dem Vorschlag der Sozialpartner soll es in zehn Jahren um nur zwei Jahre erhöht werden.

Und da kommen die Pensionistenvertreter wieder ins Spiel. Sie sollten ihre Muskeln spielen lassen: für ein rascheres Anheben des tatsächlichen Pensionsalters. Ein Jahr beim Pensionsantrittsalter bringt 1,4 Milliarden Euro in der Staatskasse. Gut möglich, dass davon ein kleiner Teil auf die Pensionisten entfallen könnte.