Laut Lebensmittelkodex steht "Bauer" nicht für Herkunft, sondern für Rezeptur.
Wien. "Delikater Bauernschinken", "Salzburger Bauernkäse" und "Bauernbrot nach Holzofenart" - viele Lebensmittelhersteller schmücken ihre Produkte mit der Bezeichnung "Bauer". Den Direktvermarktern schmeckt das gar nicht: "Warum verwendet man eine Berufsbezeichnung für Lebensmittel, obwohl diese in keinem Zusammenhang mit bäuerlicher Produktion stehen?", sagt Martina Ortner, Referentin für Direktvermarktung in der Landwirtschaftskammer. Der mit Listerien verseuchte "Hartberger Bauernquargel" stammte beispielsweise weder von einem Bauernhof noch aus Hartberg.

Die Landwirte wollen deshalb mit einer Unterschriftenaktion erreichen, dass die Bezeichnung "Bauer" künftig nur mehr für Lebensmittel aus bäuerlicher Produktion verwendet werden darf.
Industrie sieht keine Täuschung
Im österreichischen Lebensmittelkodex steht "Bauer" in Zusammenhang mit Brot, Schinken, Speck und Butter allerdings nicht für die Herkunft eines Produktes, sondern für eine Rezeptur, Herstellungsweise oder Qualität. "Konsumenten wissen, wodurch sich Bauernbrot und Bauernschinken auszeichnen - etwa durch einen bestimmten Geschmack oder eine bestimmte Herstellungsweise", sagt Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie. Durch die im Lebensmittelkodex erwähnten Produktbezeichnungen würden Verbraucher nicht in die Irre geführt. Als Bauernbrot gilt dem Kodex zufolge "Brot aus überwiegend hochausgemahlenen Mehltypen mit langer Frischhaltung und kräftigem Geschmack". Bauernspeck bedeutet, dass das Fleisch trocken gepökelt, kalt geräuchert und getrocknet wird.
Bei nicht aufgelisteten Produkten wie Bauernschlagobers oder Bauernjoghurt müssen die Hersteller klarstellen, worauf sich die Bezeichnung "Bauer" im Namen bezieht. Das regelt die Leitlinie über die täuschungsfreie Aufmachung bei freiwilligen Angaben.
Diese Regelung geht den bäuerlichen Direktvermarktern allerdings zu wenig weit, weshalb sie mit der Petition an das Gesundheitsministerium den politischen Druck verstärken wollen.
Vom Gesundheitsministerium heißt es, dass eine Arbeitsgruppe zur Bezeichnung "Bauer" in Lebensmittelnamen tagt. Ein Ergebnis der Diskussion sei derzeit noch nicht absehbar. "Das Thema gehört auf europäischer Ebene geregelt", verweist ein Sprecher auf die Brüsseler Behörden.
Berge und Kühe auf Packung vermitteln Ursprünglichkeit
Mit dem Begriff "Bauer" verbinden Konsumenten die Eigenschaften bodenständig, traditionell, naturverbunden und kräftig im Geschmack, sagt Ortner: "Regionalität ist für Konsumenten ein großes Thema, deshalb wird in der Produktauslobung und in der Werbung gerne auf diese Begriffe zurückgegriffen."
Auf Lebensmittelverpackungen werden oft Berge, Kühe oder Almen abgebildet. Und auch der aktuelle Fernsehspot der Limonadenmarke Frucade spielt auf einer Alm, wo eine Frau einen Orangenbaum "melkt". "Mit solchen Bildern versuchen Hersteller, die Ursprünglichkeit ihrer Produkte zu vermitteln", sagt Ortner. "Wir sehen nicht ein, dass ein Berufsstand von der Industrie zur Verkaufsförderung eingesetzt wird."
Die Unterschriftenaktion läuft bis Mai und ist online auf der Website "openPetition" "Bauernbrot ist Brot vom Bauernhof" zu finden.