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Die Auswirkungen von liberalisierten Öffnungszeiten standen gestern - nach dem Nationalratsbeschluss des Öffnungszeitengesetzes 2003 am Dienstag - im Zentrum der öffentlichen Diskussion. Während die Arbeitnehmervertreter schon durch diese "kleine" Liberalisierung Verschlechterungen für die Handelsangestellten befürchten, fühlen sich Unternehmen durch die Regelungen nach wie vor zu sehr eingeschränkt.
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"Wir sind enttäuscht über das Gesetz, weil es uns nicht weit genug geht", sagte etwa die Pressesprecherin von IKEA Österreich, Barbara Riedl, zur "Wiener Zeitung". Jedenfalls werde IKEA die neuen Möglichkeiten - je nach Bundeslandregelung - ausnutzen.
Neue MitarbeiterInnen würden dazu voraussichtlich nicht notwendig sein. Die längeren Öffnungszeiten könnten durch eine andere Aufteilung abgedeckt werden. Dafür werden neue Arbeitszeitmodelle in Abstimmung mit dem Betriebsrat entwickelt, sagte Riedl. Die Betreuung der Kinder des IKEA-Personals ist durch den Betriebskindergarten gesichert, der von 6 bis 20 Uhr geöffnet ist. Da dieser Rahmen bisher aber nicht angenommen wurde, würden die Öffnungszeiten ab September auf 6:30 bis 18 Uhr eingeschränkt. Es gebe schon jetzt unterschiedliche Arbeitszeitmodelle, so dass Eltern von kleinen Kindern nicht bis zum späten Abend arbeiten müssen, erklärt Riedl. Keinen Bedarf an neuem Personal ortet auch Thomas Ridder, Vorstand der Leder & Schuh AG (Humanic, Top Schuh, Jello): "Es wird nicht mehr Geschäft geben, es wird sich nur verlagern."
Die Gewerkschaft sorgt sich jedoch um die Arbeitsbedingungen für die HandelsmitarbeiterInnen und will durch entsprechende Regelungen in den Kollektivverträgen die Nachteile für die Beschäftigten (ev. Dienst bis 21 Uhr, mehr Samstagsdienste) wieder wettmachen. Tatsache sei, dass Arbeitgeber einseitig keine Arbeitszeitänderung vornehmen können, betonte gestern Erich Reichelt von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA).
Problematisch sei, dass sich Arbeitszeit und Öffnungszeiten der meisten Kinderbetreuungseinrichtungen nicht decken, so Helga Hess-Knapp von der Frauenabteilung der Arbeiterkammer Wien. Das führe auch immer wieder dazu, dass ein Elternteil (meist die Frau) zur Kinderbetreuung den Job aufgeben müssen bzw. deshalb keinen Job mehr annehmen können, so Hess-Knapp.