434.400 Stimmen von BZÖ und dem Team Stronach sind zu holen.
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Wien. Einige Parteien wie das Team Stronach oder das BZÖ fehlen – andere wie die Liste Peter Pilz sind dazu gekommen oder treten mit einem neuen Parteichef an: Die diesjährige Nationalratswahl am 15. Oktober ist mit jener am 29. September 2013 nicht uneingeschränkt vergleichbar. Umso spannender dürfte aber wohl gerade deshalb die Wahl in Kärnten und der Steiermark werden, wo das Team Stronach respektive das BZÖ ihre Stammwähler hatten.
Österreichweit erreichten bei der vorigen Nationalratswahl 2013 die SPÖ 26,86, die ÖVP 24,01, die FPÖ 20,55 und die Grünen 12,34 Prozent der Stimmen. Das Team Stronach kam damals auf 5,74 und das BZÖ auf 3,53 Prozent, die Neos lagen dazwischen mit 4,93 Prozent. Die KPÖ erhielt etwas mehr als ein Prozent der Stimmen, die Piraten kamen auf weniger als ein Prozent. Das BZÖ scheiterte somit an der Vier-Prozent-Hürde und ist seitdem nicht mehr im Nationalrat vertreten. Das Team Stronach verlor im August dieses Jahres seinen Klubstatus.
Bricht man dieses Ergebnis auf die Bundesländer herunter, so teilten sich SPÖ und ÖVP den Sieg – sie waren in jeweils vier Bundesländern stimmenstärkste Partei. Allein in der Steiermark lag die FPÖ knapp vor der SPÖ. Das Team Stronach erhielt hier, in der Heimat Frank Stronachs, 10 Prozent und das BZÖ 3,9 Prozent der Stimmen. Bei rund einer Million Wahlberechtigten in der Steiermark ergibt das insgesamt etwas mehr als 100.000 Stronach- und BZÖ-Stimmen, die bei der diesjährigen Nationalratswahl auf dem Markt sind.
FPÖ und Kurz als Profiteure
In Kärnten, der Heimat Jörg Haiders, war es wiederum das BZÖ, das 10,8 Prozent der Stimmen für sich verbuchen konnte. Im April 2005 war es von Mitgliedern der FPÖ um Jörg Haider, der 2008 verstarb, gegründet worden. Das Team Stronach kam auf 6,9 Prozent. Aufgrund der Größe Kärntens mit nur rund 450.000 Wahlberechtigten sind das freilich weniger Stimmen als in der Steiermark. Zählt man allerdings sämtliche, österreichweit abgegebene Stimmen zusammen, so wählten 268.679 Personen das Team Stronach und 165.746 das BZÖ. 6,38 Millionen Menschen waren wahlberechtigt, die Wahlbeteiligung lag bei 74,9 Prozent.
"Die ehemaligen Team-Stronach- und BZÖ-Wähler sind eine gewichtige Gruppe", sagt dazu Politikexperte Peter Filzmaier im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Welche Partei von diesen Stimmen profitieren könnte, könne man aufgrund der Entwicklung des derzeitigen Wahlkampfes nur als Momentaufnahme beantworten, formuliert er vorsichtig. "Betrachtet man die Umfragen vor Mai, so hätten die Team-Stronach- und BZÖ-Wähler mehrheitlich zur FPÖ tendiert", sagt er. "Seit Mai ist aber ein gewichtiger Teil zum Kurz-Lager gewechselt." Im Mai hatte Außenminister Sebastian Kurz die Obmannschaft der ÖVP übernommen und bekannt gegeben, mit einer eigenständigen, von der ÖVP getragenen Liste – der Liste Sebastian Kurz – für die Nationalratswahl zu kandidieren.
Mit den Zuwächsen von BZÖ und Team Stronach sei wohl ein Teil des Kurz-Vorstoßes zu erklären, sagt Filzmaier – Umfragen zufolge liegt die ÖVP derzeit bei 33 Prozent. So groß die Gruppe ist, so unsicher sei sie aber auch. Denn: "Wie viele von diesen überhaupt zur Wahl gehen werden, wird man erst am Wahltag wissen."
Gesichert sei, dass die FPÖ einst Wähler an das BZÖ verloren hat. Und auch zum Team Stronach sei ein beachtlicher Teil gewechselt. Nach der Auflösung des BZÖ und der "Selbstzerstörung" des Team Stronach, wie Filzmaier es nennt, sei ein Großteil dieser Wähler zur FPÖ zurückgekehrt – bis Mai.
Niederösterreich entscheidend
Betrachtet man die weiteren Bundesländer, so schnitten das Team Stronach und das BZÖ bei der Nationalratswahl 2013 auch in Niederösterreich (zusammen 75.000 Stimmen) und Oberösterreich (70.000) relativ gut ab.
Insgesamt sind in Niederösterreich mit fast 1,3 Millionen Wahlberechtigten jedenfalls die meisten Stimmen zu holen. Es gilt als schwarzes Kernland, brachte bei Nationalratswahlen aber auch der SPÖ immer leicht überdurchschnittliche Stimmenanteile. Seit der Nationalratswahl 2002 ist die ÖVP durchgehend Erste.
Oberösterreich gilt als "Trendland", weil hier die ersten Plätze immer gleich verteilt wie im Bund waren – und das, obwohl bei Landtagswahlen so gut wie immer die ÖVP vorne lag. Der Abstand der SPÖ zur ÖVP war 2013 aber nicht sehr groß. Mit 1,1 Millionen sind die Oberösterreicher die drittgrößte Wahlberechtigtengruppe.
Großes Gewicht – mit den nicht ganz 1,2 Millionen Wahlberechtigten aber nur das zweitgrößte hinter Niederösterreich – hat Wien. Die Bundeshauptstadt ist das rote Kernland. Seit 1945 wählten die Wiener immer mit klarem Vorsprung die SPÖ auf Platz eins. Auch die FPÖ ist in Wien sehr stark: Schon in den 1990er-Jahren war und seit 2008 ist sie zweitstärkste Partei. Ihre Hoffnung auf Platz eins wurde bei der Gemeinderatswahl 2015 enttäuscht, Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) behauptete sich klar. Und bei der Nationalratswahl kann die SPÖ in Wien auf eine gewisse Kompensation durch frühere Grün-Wähler hoffen. Die Wiener sind für die Grünen wie für die Neos auch die wichtigste Wählergruppe: 2013 holten sie hier zwar jeweils nur ihre zweitbesten Stimmenanteile, aber die meisten Stimmen. Heuer rittert noch ein Dritter mit: Der Ex-Grüne Peter Pilz hofft auf ein starkes Wiener Votum.
In Tirol sind nur etwas mehr als eine halbe Million Menschen zur Wahl aufgerufen – und sie werden vermutlich die ÖVP auf Platz eins wählen, wie sie es in allen 21 Wahlen seit 1945 getan haben. Ein schlechtes Pflaster ist Tirol für die SPÖ, sie kam 2013 nur mehr auf Platz drei hinter der FPÖ.
In Salzburg ist besonders das Match an einer Nebenfront spannend: Die Freie Liste Österreich (FLÖ) könnte in der Heimat ihres Gründers Karl Schnell überdurchschnittlich punkten – zulasten der FPÖ. Die Salzburger sind zwar mit nicht ganz 400.000 die dritt-kleinste Wählergruppe, aber das blaue Ergebnis könnte durch die FLÖ ein wenig gedämpft werden.
In Vorarlberg ist wohl der ÖVP der erste und der FPÖ der zweite Platz sicher. Die SPÖ liegt hier seit 2013 auf Platz vier hinter den Grünen. Es gibt 273.000 Wahlberechtigte.
Das Burgenland bietet zwar mit 232.740 die wenigsten Wahlberechtigten auf, die Wahl dürfte aber trotzdem spannend werden. SPÖ-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil führt nämlich einen Vorzugsstimmenwahlkampf. Die SPÖ holte hier zuletzt immer ihre besten Werte und lag etwa zehn Prozentpunkte über dem Gesamtergebnis. Auch die FPÖ setzt Hoffnungen in das Burgenland: Sie ist dort seit 2015 in der – einzigen rot-blauen – Landesregierung, ihr Spitzenkandidat bei der Nationalratswahl ist Ex-Hofburg-Bewerber und Dritter Nationalratspräsident Norbert Hofer.