Zum Hauptinhalt springen

Wohnbau kann das Budgetloch füllen

Von Andreas Pfeiler

Gastkommentare
Andreas Pfeiler ist Geschäftsführer des Fachverbands Steine Keramik.

Die Baubranche ist ein Wirtschaftsmotor. Die Wohnbauförderung gibt dabei wichtige Impulse, um auch die Nachhaltigkeit am Bausektor voranzutreiben.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wohnen wird teurer, das ist Tatsache. War leistbares Wohnen vor wenigen Wochen im Wahlkampf-Fokus, sind nun die fehlenden Milliarden im Budget ins Zentrum der innenpolitischen Debatte gerückt. Die zukünftige Regierung ist gerade mit sich selbst beschäftigt, doch in Sachen Budgetloch werden bereits Sparprogramme kolportiert.

Feststeht, dass der Schuldenberg die Wohn-Zukunft Österreichs nicht auffressen darf. Wird der Sparstift zu Lasten des geförderten Wohnbaus angesetzt, dann hat dies deutliche volkswirtschaftliche Folgen: Ein Rückgang der Wohnbauförderung von 10 Prozent bedeutet einen Verlust von 5000 Arbeitsplätzen in Baugewerbe und Baustoffindustrie. Der öffentlichen Hand entgehen dadurch Einnahmen in der Höhe von 100 Millionen Euro.

Das Volumen der Bauproduktion machte 2012 rund 33 Milliarden Euro aus, rund 26 Milliarden Euro davon entfielen auf den Hochbau - weit mehr als die Hälfte davon, nämlich 16 Milliarden Euro, auf den Wohnbau. Jeder eingesetzte Euro hat einen hohen Multiplikator-Effekt für nachgelagerte Sparten. Der Wohnbau liefert als Wirtschaftsmotor zentrale Impulse für die Konjunktur und die Beschäftigungslage. Ein nachhaltiger Weg aus der Budgetklemme ist - neben den notwendigen Einsparungen - nur mit Wachstum zu bewerkstelligen.

In der Debatte um leistbares Wohnen sind die Baukosten ein ausschlaggebender Faktor. Laut einer aktuellen Analyse belaufen sich die Baukosten für Wohnungen im Österreich-Schnitt auf 1890 Euro je Quadratmeter - hierbei zeigt sich ein deutliches West-Ost-Gefälle: In Salzburg sind es 2250 Euro, in Oberösterreich 1500 Euro (netto). Verschiedene thermische Standards schlagen sich ebenso wie Auflagen für Stellplätze und Barrierefreiheit auf der Ausgabenseite nieder.

Die regionalen Unterschiede lassen zentrale Anhaltspunkte erkennen, wie Bauen leistbarer werden kann: ein klares Ja zur bedarfsgerechten Wohnbauförderung sowie der effektive Einsatz der Fördermittel über Best-Practice-geprüfte, harmonisierte Regelungsrahmen.

Gleichzeitig liefert die Wohnbauförderung wichtige Impulse, um die Nachhaltigkeit am Bausektor voranzutreiben. Gebäude verursachen 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs und rund 35 Prozent der Treibgasemissionen Europas. Vor diesem Hintergrund verlangt die EU-Gebäuderichtlinie, dass bis 2020 alle Neubauten im Niedrigstenergiestandard errichtet werden. Die heimische Wohnbauförderung hat sich bereits als effektives Lenkungsinstrument bewährt und im Wohnbau den CO2-Ausstoß im vergangenen Jahrzehnt um 12 Prozent gesenkt, trotz kontinuierlich steigender Zahl der Haushalte und des Energieverbrauchs.

Der Bedarf an Wohnraum in Österreich ist anhaltend hoch, für 2030 werden neun Millionen Einwohner prognostiziert. Nur eine Wohnpolitik mit Kontinuität und die sichergestellte Finanzierung von bedarfsgerechtem Wohnungsneubau kann stabile Wohnungsmärkte gewährleisten - und damit Städte ohne Ghettos. Dies ist ein maßgeblicher Beitrag zur Attraktivität Österreichs als Wirtschaftsstandort.