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Wohnen belastet

Von Catherina May

Politik
Hohe Wohnkosten sind für 1,5 Millionen Menschen (24%) eine schwere Belastung.
© Stanislav Kogiku

Studie zeigt gestiegene Belastung der Bevölkerung durch Wohnkosten. Rauch zuversichtlich für Zukunft, SPÖ kritisiert.


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Rund 3.500 Menschen in Österreich nahmen an einer vom Sozialministerium und Eurostat finanzierten Studie "So geht’s uns heute" von Statistik Austria und IHS teil. Die Befragungen der zwischen 16- und 69-Jährigen fanden im November und Dezember 2022 statt.

Etwas mehr als ein Drittel der Befragten sah sich den Studienergebnissen zufolge selbst als Einkommensverlierer. Der Anteil an Personen mit verringertem Einkommen ist jedoch im Vergleich zum Vorquartal nicht weiter angestiegen. Er ist sogar etwas zurückgegangen. Die Belastung aufgrund der hohen Wohnkosten ist hingegen gestiegen.

Fast 20 Prozent der befragten Menschen können ihre Lebenskosten nur schwer durch ihr Einkommen bestreiten - dieser Anteil hat sich gegenüber demselben Quartal im Jahr 2021 leicht erhöht. Fast 30 Prozent taten sich außerdem eher schwer, mit ihrem Einkommen überhaupt auszukommen. Über die Hälfte der Befragten gab wiederum an, ohne Probleme mit dem Einkommen auszukommen.

Mietkosten wegen Inflation nicht tragbar

Der am häufigsten genannte Grund, warum die Studien-Teilnehmer mit dem eigenen Einkommen nicht gut ausgekommen sind, bleibt die hohe Inflation. Für knapp ein Viertel der Menschen stellen vor allem die Wohnkosten eine schwere Belastung dar. Fast 30 Prozent erwarten innerhalb der kommenden drei Monate Zahlungsschwierigkeiten bei Miete, Wohnkredit, Wohnnebenkosten oder Betriebskosten. Das sind zumindest um drei Prozent weniger als im Quartal davor. Acht Prozent der Studienteilnehmer befinden sich jedoch schon im Zahlungsverzug bei ihren Mietkosten.

Für die Zukunft haben sich die Erwartungen der Bevölkerung aber leicht verbessert: "Nur" mehr 31 Prozent der Befragten glauben, dass sich ihr Einkommen im kommenden Jahr verringert. Im dritten Quartal 2022 waren es noch 33 Prozent. Über die Hälfte gibt zudem an, ihre Ausgaben für größere Anschaffungen für Auto oder Reisen verringern zu wollen.

Mehrkindhaushalte besonders stark betroffen

In einer weiteren Studie "Unterm Radar" des Sozialforschungsinstituts Sora und der Caritas wurden 400 Klienten der Caritas Sozialberatung in Wien und Niederösterreich von Dezember 2022 bis März 2023 interviewt. Unter den Befragten fanden sich unter anderem Mehrkindfamilien, Alleinerziehende, Mindestpensionisten und Menschen, die so wenig verdienen, dass sie auf Sozialhilfe angewiesen sind. Der Druck auf armutsbetroffene Menschen soll sich massiv erhöht haben. Zuerst die Pandemie, dann die Rekordinflation und schließlich die Teuerungen von Lebensmitteln, Energie und Mieten. Mehr als drei Viertel der befragten Personen gaben hier an, sogar auf vollwertige Mahlzeiten verzichten zu müssen. Besonders stark gestiegen ist die Zahl der Armutsbetroffenen aus Mehrkindhaushalten. Laut der Studie der Statistik Austria stieg die Zahl von 20 Prozent vom Jahr 2021 auf 30 Prozent letzes Jahr.

SPÖ kritisiert Rauchs Zuversicht

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) zeigte sich für die Zukunft aber zuversichtlich. Die Heiz- und Wohnkostenzuschüsse der Länder würden erneut aufgestockt, die Strompreisbremse bringe seit Ende 2022 spürbare Entlastung, der Energiekostenzuschuss würde bei der Jahresrechnung abgezogen. Zusätzlich unterstütze der Wohnschirm des Sozialministeriums Menschen mit Rückständen bei der Miete, den Betriebskosten sowie bei Strom- oder Heizkosten. Der Wohnschirm würde um Zuschüsse für die Energiekosten um 25 Millionen auf insgesamt 164 Millionen Euro aufgestockt, so Rauch.

Kritik kommt daraufhin von SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch: "Selbst eine Studie im Auftrag der Regierung stellt das Regierungsversagen in der Teuerungskrise fest." Es brauche ein Umdenken in der Teuerungsbekämpfung, "ein Gesetz, das Armut verhindert, statt Armut zu organisieren", sagt Muchitsch mit Blick auf das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz. Die SPÖ fordert, Leistungsansprüche aus diesem Gesetz so auszugestalten, dass sie ein menschenwürdiges Leben in Österreich garantieren.