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Die Zukunft denkmalgeschützter Gebäude ist unsicher.
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Wien. Aus alt mach neu? Oder neben alt mach neu? Über diese Frage ist man sich am Mittwochvormittag noch nicht ganz einig, als im Salon Orlow des Wiener Trabrennvereins das Bauprojekt "Viertel Zwei Plus" vorgestellt wird. Der Salon bietet den Anwesenden eine Aussicht auf die Rennbahn, auf der ein Jockey einsam seine Runden dreht. Ein paar Pferde stehen eingezäunt in der Mitte der Rennbahn.
Neunutzung
In Zukunft soll sich hier mehr abspielen, denn die IC Projektentwicklung will Leben in das Gebiet rund um die Trabrennbahn bringen. Auch unter Denkmalschutz stehende Gebäude sollen laut IC-Geschäftsführerin Sabine Ullrich integriert werden. Inwiefern alte Stallungen sowie die baufälligen Tribünen genutzt werden können, ist noch nicht sicher: "In den Plänen sind ganz bewusst noch alle denkmalgeschützten Gebäude eingezeichnet. Wir können noch nicht sagen, welche davon bestehen bleiben und welche nicht. Unser Ziel ist es, dort eine neue Nutzung und neues Leben hineinzubekommen", so Ullrich. Der Präsident des Trabrennvereins, Anton Gaál, rechnet zumindest damit, dass 90 Prozent der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude erhalten bleiben. Aber auch das ist nur ein "Bauchgefühl".
Im Grunde soll das bestehende Business-Viertel rund um das OMV-Hauptquartier weiter vergrößert werden. Einmal in Richtung Süden angrenzend an das Hotel Courtyard gegenüber des neuen WU Campus und einmal Richtung Osten im Bereich der heutigen Stallungen und der Meiereistraße hin zum Ernst-Happel-Stadion. Die Fläche soll laut Ullrich locker bebaut und als Wohn- und Arbeitsraum genutzt werden: "Wir wollen einen ausgeglichenen Nutzungsmix", sagt sie. Das Viertel soll weiterhin autofrei bleiben, die Fahrzeuge der Anrainer werden in Tiefgaragen verbannt. Auf dem insgesamt 80.000 Quadratmeter großen Grundstück sollen 1000 Wohnungen aus verschiedenen Wohnsegmenten und bis zu 70.000 Quadratmeter Fläche für Büros, Gastronomie und Bildungseinrichtungen entstehen. Das Viertel Zwei Plus soll, geht alles nach Plan, Wohn- und Arbeitsraum für bis zu 5000 Wienerinnen und Wiener bieten.
Doch nicht alle Städter sehen in dem neuen Projekt das vielversprechende, urbane Viertel. Auf www.rettet-die-krieau.at haben sich Menschen gefunden, die sich gegen das Projekt aussprechen. Eine von ihnen ist Gabriele März.
Kritik aus der Bevölkerung
Auch sie war bei der Projektpräsentation - und bleibt skeptisch. "Das klang ja alles recht schön, doch ich kann daran noch nicht so recht glauben", sagt sie. Sie kritisiert, dass der Wert des Denkmalschutzes "aufgeweicht" werde. Außerdem würde die moderne Architektur das denkmalschutzwürdige Areal der Trabrennbahn wie ein Korsett einschließen.
Dass die Trabrennbahn erhalten bleiben soll, bestätigt Gaál vor den Journalisten. Bereits vergangenes Jahr hat der Präsident aber in Medienberichten zugegeben, dass sich der Trabrennverein nicht mehr selbst finanzieren kann. Eine wichtige Einnahmequelle waren stets die riesigen Konzertveranstaltungen in der Krieau. Die in diesem Ausmaß nicht mehr stattfinden können, wenn sich Wohnungen in der Nähe befinden, erklärt Gaál. Deshalb setzt er auf das wetttüchtige Ausland. Neun Rennen sollen dieses Jahr nach Frankreich übertragen werden und dem Wiener Verein so genügend Geld einbringen.
Für das Projekt Viertel Zwei Plus findet noch im März ein Architekturwettbewerb statt, Anfang 2015 soll dann die Flächenwidmung abgeschlossen sein. Mitte 2015 beginnt die Bebauung des ersten Planungsgebietes bei der Trabrennstraße, 2016 soll es fertiggestellt werden. Das zweite Gebiet soll spätestens 2021 fertig bebaut sein.