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Erhebungen gegen Elsner und Zwettler sind in Gang. | Weninger schiebt Schuld für dubiose Geldströme auf Führung der Bawag. | Wien. Am Dienstag wurde Wolfgang Flöttl, Sohn des ehemaligen Bawag-Chefs Walter Flöttl, vier Stunden im Wiener Landesgericht einvernommen. Dem von der Staatsanwaltschaft beantragten Haftbefehl gegen Flöttl wurde von Untersuchungsrichterin Gerda Krausam nicht stattgegeben. Flöttl-Anwalt Herbert Eicheseder zeigte sich erleichtert, dass der Haftantrag gegen seinen Mandanten abgewiesen wurde: "Er kann das Land als freier Mann wieder verlassen."
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Der in New York lebende Investmentbanker gilt als eines der Masterminds der Karibik-Geschäfte, bei denen die Bawag mehr als eine Milliarde Euro in den Sand setzte. Über dubiose Offshore-Gesellschaften mit Sitz in Liechtenstein und auf Karibik-Inseln wurden die Geldflüsse abgewickelt.
Ein wichtiger Geschäftspartner war die insolvente US-Brokerfirma Refco, deren geschädigte Anleger und Gläubiger sich nun an der "Bawag P.S.K." schadlos halten wollen.
Auch gegen die Ex-Bawag-Bosse Helmut Elsner und Johann Zwettler sind strafrechtliche Erhebungen im Gang. Der Vorwurf lautet auf Untreue. Weiters wurde ein Haftbefehl der heimischen Staatsanwaltschaft gegen Ex-Refco-Chef Philip Bennett wegen Betrugs erlassen. Er muss sich allerdings zuvor den US-Gerichten im Oktober stellen, erst danach wird über eine Auslieferung nach Österreich entschieden.
Elsner ist auch im Visier des Bawag-Restrukturierungsteams. Dieses wird vom ehemals engsten Elsner-Vertrauten, Bawag-Vize Stephan Koren, geleitet. Korens Truppe muss nun alle dubiosen Deals aufdecken und die Verantwortung dafür feststellen. Denn Bawag-Chef Ewald Nowotny will per Schadenersatzklage an das Vermögen seines Vorgängers (hohe Abfertigung, 3,6 Mio. Euro Pensionsabfindung, Immobilien und das 2005 viel zu günstig erworbene Bawag-Penthouse).
Vorverfahren laufen wegen Bilanzmanipulation außerdem gegen die einstigen Bawag-Vorstände Peter Nakowitz, Christian Büttner, Hubert Kreuch und Josef Schwarzecker.
"Desana war Idee der Bawag-Führung"
Die Staatsanwaltschaft prüft auch Anzeigen gegen Ex-ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch und seinen Finanzchef Günter Weninger. Weninger geriet zuletzt wegen der Alleingründung der liechtensteinschen ÖGB-Stiftung Desana im Jahr 2002 unter Beschuss. Desana nahm Kredite bei der Bawag und deren ausländischen Töchtern auf und leitete sie an die ebenfalls in ihrem Einflussbereich stehende DF Capital weiter. DF Capital wiederum gab die Kredite an Refco weiter und erhielt im Gegenzug 27 Prozent der Refco-Aktien. Weninger wehrt sich nun gegen den Vorwurf des Alleingangs und schiebt die Schuld auf das damalige Bawag-Management, dessen Idee die Desana-Stiftung war. Über die Ultimo-Kredite an Refco sei er aber nicht informiert gewesen: "Mit mir war das nicht abgesprochen." Allein die Bawag-Chefs und Desana-Stiftungsvorstände hätten über die Zahlungsströme Bescheid gewusst.
Weninger sei indes versichert worden, die Konstruktion diene lediglich zur Reduktion der ÖGB-Haftung für die Bawag mittels gut verzinster Kredite.
Die geheime Rettungsaktion der Bank mittels ÖGB-Haftungen verteidigt der Ex-Gewerkschaftssekretär erneut. Damit sollten Geldabflüsse verhindert werden, die die Bank in weitere Turbulenzen gebracht hätten. Denn aus dem Aufsichtsrat wären Details wohl nach außen gesickert.