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Wolken am Konjunkturhimmel

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

Sehr starkes Wachstum in Österreich im 2. Quartal. | Fünf größte Volkswirtschaften Europas lassen kräftig nach. | Wien/Brüssel. Die Konjunktur in Europa kühlt zu Jahresmitte deutlich ab. Gleichzeitig beschleunigt das Wirtschaftswachstum in Österreich noch einmal. Das geht aus aktuellen volkswirtschaftlichen Berechnungen für das zweite Quartal 2007 hervor, die Eurostat und das heimische Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo vorgelegt haben.


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In Österreich wächst die Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal um ein Prozent. Eine so dynamische Entwicklung gab es laut Wifo zuletzt im Jahr 1999. Im Jahresabstand, also vom zweiten Quartal 2006 bis zum zweiten Quartal 2007 gerechnet, legt das Brutto-Inlandsprodukt um 3,8 Prozent zu. Im ersten Quartal lag das Wachstum noch bei 3,5 Prozent.

Allerdings ist laut Wifo bei diesen Zahlen nicht alles Gold, was glänzt. Die Hochstimmung beschränkt sich nämlich nur auf Industrie und Gewerbe.

Die Konsumenten hingegen beurteilen ihre aktuelle finanzielle Lage so ungünstig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Bei Ausgaben bleiben sie zurückhaltend. Das hat damit zu tun, dass die Netto-Einkommen weiterhin stagnieren. Während die Lohnerhöhungen im letzten Jahr im Schnitt 2,4 Prozent ausmachten, stieg die Inflation im Mai und im Juni wegen höherer Energie- und Nahrungsmittelpreise auf 2 Prozent. Die Kaufkraft eines Haushaltes erhöht sich derzeit nur dann, wenn ein zusätzliches Familienmitglied eine Beschäftigung aufnimmt, urteilt das Wifo.

Frankreich am Boden

Während Österreichs Konjunkturmotor derzeit noch sehr laut brummt, ist in weiten Teilen Europas mittlerweile eine wirtschaftliche Abkühlung spürbar.

In den fünf größten Volkswirtschaften der Eurozone (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande), die gemeinsam rund 85 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts der Eurozone ausmachen, blieb das Wachstum im zweiten Quartal unter den Erwartungen; zum Teil sogar - wie etwa in Frankreich - deutlich darunter. Frankreich ist auf dem besten Weg, heuer das niedrigste Wachstum der Euro-Zone zu verbuchen.

Was genau die Gründe für die Abkühlung sind, lässt sich aus den bisher vorliegenden Daten nur ansatzweise ableiten. Sowohl der stärkere Euro also auch der hohe Ölpreis und die schwächere US-Konjunktur dürften eine Rolle spielen; in Deutschland dürfte die heurige Mehrwertsteuer-Erhöhung ebenfalls dämpfend wirken, nachdem es zu Jahresbeginn noch anders ausgesehen hatte.

Insgesamt verbucht die Euro-Zone gegenüber dem Vorquartal nur ein Wachstum von 0,3 Prozent. Damit hat sich das Wachstum seit dem ersten Quartal mehr als halbiert.

Außerdem ist die Wirtschaft der Euro-Zone wieder hinter jene der USA zurückgefallen, nachdem die Europäer im Vorjahr die USA erstmals seit vielen Jahren bei den Wachstumsraten überholt hatten.