Staatsbetriebe sollen verkauft werden. | Hoffnungen liegen auf Tourismus. | Österreichische Firmen bereits sehr umtriebig. | Podgorica. "Wir wollen für ausländische Investoren ähnlich attraktiv werden wie das Baltikum", sagt Petar Ivanovic, der Leiter der montenegrinischen Investitionsförderungsagentur MIPA. "Unser Ziel ist es, besser zu werden als Estland."
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Es ist ein ehrgeiziges Ziel. Während Estland derzeit rund 10 Prozent Wirtschaftswachstum pro Jahr verbucht, wächst die montenegrinische Wirtschaft heuer voraussichtlich um etwas mehr als 6 Prozent. Allerdings ist das bereits ein gewaltiger Fortschritt: In den Jahren, als Montenegro als Teil Restjugoslawiens auch von den Wirtschaftssanktionen gegen Serbien betroffen war, lag das Wachstum im Schnitt nur bei 2 Prozent.
Was Montenegro dringend braucht, sind Investitionen in die Infrastruktur. Da das Land selbst nicht über genug Kapital verfügt, werden nun Staatsbetriebe an ausländische Investoren verkauft. Diese sollen das Geld für die nötige Modernisierung aufbringen.
So wurde im vergangenen Jahr bereits der größte Staatsbetrieb Montenegros, das Aluminium-Kombinat KAP, an die russische RusAl-Gruppe verkauft (siehe auch Artikel unten). Im Telekom-Bereich wurden bereits alle Staatsbeteiligungen abgestoßen; die staatliche Brauerei wurde an die belgische Interbrew-Gruppe verkauft; im Bankenbereich ist nur mehr eine Lokalbank im Besitz der öffentlichen Hand.
600 Euro pro Nacht
Die großen Zukunftshoffnungen des Landes ruhen allerdings auf dem Tourismus. Montenegro kann sowohl mit attraktiven Gebirgen als auch mit spektakulären Stränden punkten. 25 staatliche Hotels wurden in den letzten Jahren an private Investoren verkauft. Die weltberühmte Insel Sveti Stefan - einst ein Fischerdorf, jetzt ein Hotel-Komplex - wurde für 25 Jahre an die Aman Resorts-Gruppe aus Singapur verleast. Zimmer sind dort nur um den fürstlichen Preis von 600 Euro pro Nacht zu haben. "Wir haben nur 270 Kilometer Küste, von denen gerade einmal 70 Kilometer für Tourismus erschließbar sind", sagt Fremdenverkehrs-Vizeminister Nebojsa Popovic. "Wir können und wollen daher nicht auf Massentourismus setzen."
Auch Österreichische Firmen wollen am Boom in Montenegro teilhaben. Österreich war im Jahr 2005 mit 63 Millionen Euro der zweitwichtigste Auslandsinvestor nach Ungarn. Für den größten Teil davon ist die Hypo Alpe-Adria-Bank verantwortlich. Sie ist seit Oktober 2005 im Land vertreten und hat bisher 5 Filialen eröffnet. "Wir wollen Marktführer bei Finanzdienstleistungen werden", sagt Christian Töltl, Vorstand der Hypo Montenegro.
Die Telekom Austria interessiert sich für die dritte Mobilfunk-Frequenz in Montenegro. Laut MIPA haben neben der TA noch zwei andere Telekom-Unternehmen - ein serbisches und ein slowenisches - die Unterlagen für die Privatisierung angefordert. Die Entscheidung über den Zuschlag soll im Februar fallen.
Bereits im Land ist der österreichische Bauriese Strabag. Im November kaufte die Strabag die Straßenbau-Gesellschaft Crnagoraput. Man werde sich "auf jeden Fall" beteiligen, wenn es demnächst darum gehen wird, das Autobahnnetz Montenegros auszubauen, sagt der verantwortliche Strabag-Manager Rudolf Krapf.
Anfang nächsten Jahres wird die Raiffeisen Invest AG ein Konzept für die Privatisierung des staatlichen Stromversorgers EPCG vorlegen. Da Montenegro ein Wasserkraft-Potential von 60 Prozent hat, wird mit regem Interesse österreichischer Firmen - etwa der EVN oder des Verbund - gerechnet. Gegen Jahresende 2007 sollen die Privatisierungen im Energiebereich dann beginnen.
Wissen:
Montenegro, in der Landessprache Serbisch Crna Gora ("die schwarzen Berge") genannt, ist der jüngste Staat der Welt. Am 21. Mai des heurigen Jahres entschieden sich die Montenegriner in einer Volksabstimmung für die Loslösung von Serbien; am 3. Juni 2006 verabschiedete das Parlament die Unabhängigkeitserklärung.
Das Land umfasst eine Fläche von 13.812km2. Es ist damit nur unwesentlich größer als Oberösterreich und hat 620.000 Einwohner.
Die Hauptstadt Montenegros ist Podgorica.
Nach einer schweren wirtschaftlichen Krise samt Hyperinflation in den 90er Jahren gab Montenegro den jugoslawischen Dinar als Währung auf und führte 1999 die D-Mark als Zahlungsmittel ein. Mit der Einführung des Euro wurde die europäische Währung auch offizielles Zahlungsmittel in Montenegro.
War das Wachstum zu Beginn des Jahrzehnts noch äußerst schwach, so gewinnt die Wirtschaft seit zwei Jahren deutlich an Schwung. Heuer soll das Wachstum bei 6 Prozent liegen.