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Wollmilchsau gesucht

Von Gerhard Habitzl

Wirtschaft

Mitarbeitersuche als Projekt anlegen. | Anforderungen klar definieren. | Wien. Die richtige Person für eine offene Stelle im Betrieb zu finden, ist nicht einfach. Misserfolge bei der Besetzung fußen oft auf wenigen, grundlegenden Fehlern wie diesen:


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Nicht lange nachdenken und planen - gleich mit der Suche beginnen!

Der Prozess der Besetzung einer offenen Position erfüllt alle wesentlichen Kriterien eines Projekts. Es handelt sich nämlich um einen zeitlich befristeten Vorgang, der in mehrere Phasen unterteilt werden kann: Die Analysephase ist der unverzichtbare erste Schritt am Beginn des Rekrutierungsprozesses. Die verantwortliche Führungskraft muss, idealerweise mit Unterstützung eines Recruiting-Experten, Stellen- und Anforderungsprofil genau festlegen. Liegt das Profil vor, ist es Zeit, die nächsten Projektschritte festzulegen:

Diese gliedern sich in die Suchphase (wie und wie lange soll gesucht werden), die Auswahlphase (welche Auswahlschritte werden wann absolviert) und schließlich die Entscheidungsphase (wann soll die Entscheidung fallen, wer soll miteinbezogen werden).

Wozu konzentriert suchen, der Erste ist gut genug!

Oft wird ein Grundgesetz übersehen: Die Qualität der Auswahlentscheidung hängt von der Qualität der Bewerber im Pool ab. Es sind daher, wenn nötig, mehrere Suchwege gleichzeitig zu beschreiten, damit eine ausreichende Zahl von Bewerbungen für eine offene Stelle vorliegen.

Suchen Sie nach der sprichwörtlichen "eierlegenden Wollmilchsau"!

Führungskräfte tendieren dazu, unrealistische Anforderungen zu stellen. Die Aufgabenstellung lautet daher, "soll"-Ansprüche von "muss"-Anforderungen zu trennen. Das Anforderungsprofil muss so beschaffen sein, dass auch eine realistische Chance besteht, passende Bewerber zu finden. Eine gute Kenntnis des Arbeitsmarktes ist hier allerdings Voraussetzung.

Sorgfältig überlegte Auswahlmethoden sind nicht erforderlich. Es entscheidet sowieso der erste Eindruck!

Zu den hartnäckigsten Fehlern im Recruiting führt die Arroganz zu glauben, nach wenigen Sekunden oder Minuten die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Menschen sowie insbesondere seine Persönlichkeit richtig einschätzen zu können.

Diese Selbstüberschätzung führt zu selektiver Wahrnehmung im Kontakt mit dem Bewerber und damit zu falschen Ergebnissen. Um diesen Fehler zu vermeiden, ist es erforderlich, auf Grundlage des Anforderungsprofils die passende Auswahlmethode zu wählen.

Es braucht selbstverständlich mehr als nur die Vermeidung einiger Fehler, um Erfolg im Recruiting zu haben. Doch wie überall kommt es auch in diesem Fachbereich darauf an, die Grundlagen zu beherrschen. Nur dann ist es auch sinnvoll, sich etwa in der Interview- und Fragetechnik zu üben oder einen Entwicklungsweg zum Spezialisten in der Anwendung von Tests oder Assessment Center zu beschreiten.

Gerhard Habitzl ist Personalleiter und Fachbuchautor. Die ausführliche Fassung seines Beitrags lesen Sie in der März-Ausgabe der ASoK (Arbeits- und Sozialrechtskartei), erschienen im Linde Verlag.