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Womit die Lufthansa kämpft

Von Christian Ebner

Wirtschaft

Konkurrenz aus Golf-Emiraten wird immer schärfer. | Für verstärkten Wettbewerb sorgen auch Billigflieger. | Frankfurt. (dpa) Die Deutsche Lufthansa, Mutterkonzern der AUA und Europas größte Airline, wechselt den Chef - und das in nicht gerade ruhigen Zeiten. Am 1. Jänner übernimmt der bisherige Vize Christoph Franz (50) das Steuer. Der gebürtige Oberösterreicher Wolfgang Mayrhuber (63), der die Kranich-Linie in sieben Jahren zu einem wachsenden und profitablen Airline-Verbund umgebaut hat, geht in Pension.


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Die aktuellen Kapriolen des Wetters oder der Ärger wegen der Flugticketsteuer in Deutschland (und Österreich) sind für den neuen Konzernchef aber die kleineren Sorgen im Vergleich zur Konkurrenz mit europäischen Billigfliegern und kapitalstarken Netzwerkanbietern aus den Golf-Emiraten. Auf Franz wartet hier viel Arbeit.

Denn die äußeren Umstände der Industrie stehen derzeit nicht so günstig für einen weiteren Aufstieg der Lufthansa. Auch wenn der Luftverkehr die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hinter sich gelassen und zuletzt ein rasantes Wachstum gezeigt hat. Nach einer aktuellen Schätzung der internationalen Luftfahrt-Organisation IATA haben die Fluglinien heuer 15 Milliarden Dollar (11,4 Milliarden Euro) verdient. 2011 sollen es wegen der stark gestiegenen Treibstoffpreise aber nur noch rund 9 Milliarden Dollar werden. Zusätzliches Problem für die Europäer: Das Wachstum findet vor allem in Asien statt.

Natürlich setzt auch die Lufthansa auf die vielgefragten Strecken etwa nach Tokio, Shanghai und Peking. Nicht umsonst wird hier auf die ersten Groß-Flugzeuge des Typs Airbus A380 gesetzt, die mehr Platz zu günstigeren Kosten bieten.

Aufrüsten mit Großjets

Allein an diesem Detail wird freilich die harte Konkurrenz etwa zu Dubais Fluggesellschaft Emirates deutlich: Die Araber haben mittlerweile schon 15 Riesenvögel in ihrem Besitz und 75 weitere bestellt. Zum Vergleich: Die Lufthansa plant bis 2015 die Anschaffung von 15 A380, vorerst sind "nur" vier im Einsatz.

Wie ein Staubsauger ziehen die Scheich-Airlines - neben Emirates noch Etihad und Qatar Airways - Umsteige-Passagiere über ihre geografisch günstig gelegenen Wüsten-Hubs, während die Lufthansa in Europa um jede zusätzliche Piste an ihrem engen Drehscheiben-System München-Frankfurt-Düsseldorf heftig kämpfen muss. Dass sich schiere Größe auszahlen kann, belegt eine Studie der Beraterfirma Arthur D. Little, der zufolge Emirates mit Kostenvorteilen von bis zu 30 Prozent arbeitet (die sich auch durch niedrigere Gebühren und Löhne erklären).

Weitere Übernahmen?

In Europa stellt sich die Lufthansa inzwischen der einst belächelten Billig-Konkurrenz: Die Gegner heißen Air Berlin, Ryanair und Easyjet. Die umstrittene Luftverkehrsabgabe scheint zumindest eher das Billig-Modell zu erschweren, denn Ryanair hat bereits etliche Verbindungen von und nach Deutschland gestrichen. Indes peilt die Lufthansa neue Rekorde bei Fracht und Passagieren an. Für 2010 wird mit einem Betriebsgewinn von mehr als 800 Millionen Euro gerechnet. An der Börse legte die Lufthansa-Aktie heuer um 41 Prozent zu.

Auch das Übernahme-Karussell angeschlagener Airlines in Europa dürfte sich weiterdrehen. AUA, British Midland und Brussels - alle unter Mayrhuber übernommen - fliegen langsam aus den roten Zahlen. Um die Dauer-Kandidaten SAS aus Skandinavien und LOT aus Polen ranken sich allerdings immer wieder neue Gerüchte.