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Womit im kommenden Corona-Herbst zu rechnen ist

Von Eva Stanzl

Wissen

Experten sehen fünf Szenarien für weiteren Pandemie-Verlauf und empfehlen Handlungsschritte.


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Von beendet über endemisch bis eskalierend: Fünf Szenarien sieht die Covid Future Operations Plattform für den zu erwartenden Verlauf der Pandemie im Herbst und Winter 2022/23. Die Expertenplattform zur Förderung des wissenschaftlichen Diskurses während Covid-19, deren strategische Empfehlungen und Beiträge in das heimische Krisenmanagement einfließen, legte der Bundesregierung entsprechende Handlungsschritte nahe.

Da neue Varianten von Sars-CoV-2 die Lage immer unberechenbarer machen, sei "die Frage, wann die nächste Welle kommt und wie groß sie ausfallen wird", heuer nicht zielführend, sagte Arne Bathke, Professor für Statistik der Universität Salzburg, vor Journalisten am Dienstag bei der Fachkonferenz "Wissenschaft für Resilienz - Lehren aus der Pandemie" am Vienna Biocenter. "Wir müssen weg von Vorhersagen und für verschiedene Möglichkeiten vorbauen."

Ein Ende der Pandemie würde sich laut den Forschenden nur dann ergeben, wenn es bei Varianten der Omikron-Klade bliebe und Sars-CoV-2 seinen Spielraum in der Evolution weitgehend ausgeschöpft hätte. "Dann könnte man die Vakzine gezielt anpassen und im Vorfeld impfen, um Ansteckungen zu verhindern. Die Immunität würde sich verbessern und die Pandemie wäre vorbei", sagte der Molekularbiologe Ulrich Elling. "Allerdings hat das Virus einen Selektionsdruck, den Immunschutz immer besser zu umgehen, jedoch keinen für mildere Verläufe" - was komplexere Szenarien wahrscheinlicher mache.

Wenn auch neue Varianten von Omikron vergleichsweise milde verlaufen, jedoch den Immunschutz immer schlauer umgehen, würde sich zwar die Immunität vor schweren Erkrankungen verbessern, jedoch der Schutz vor Ansteckung immer wieder absinken. Aktualisierte Impfstoffe könnten zwar nicht rechtzeitig hergestellt werden, doch die Pandemie würde relativ rasch endemisch werden, mit Infektionswellen alle ein bis zwei Jahre.

Zurück zum Start?

Wenn neue Varianten entweder Omikron oder Delta ähneln, also entweder sehr infektiös oder sehr pathogen sind, könnten stärkere Resistenzen gegen Virostatika entstehen. Der Übergang zur Endemie würde sich langsamer vollziehen.

Bei völlig unbekannten Varianten so infektiös wie Omikron und so schwer wie Delta wäre der Schutz vor schweren Verläufen noch begrenzter und der vor Ansteckung schwach. Die anhaltende Pandemie würde neue Lockdowns erfordern, Masken müssten auf längere Sicht in Innenräumen getragen werden. Doch das ist noch nicht alles. "Im unwahrscheinlichen Fall, dass es zu einer Rekombination on Sars-CoV-2 und einem anderen Coronavirus kommt, könnte das Virus den Immunschutz nahezu vollständig umgehen und deutlich virulenter werden", betonte das Forschungsteam. Es gäbe praktisch keine Impfung, man wäre zurück am Start.

So weit die Prognosen. Um die Bevölkerung zu schützen, müsse in aller Klarheit kommuniziert werden, dass Corona-Impfungen vor schweren Verläufen schützen und sogar Ansteckungen verhindern können. "Je höher die Impfquote, desto weniger restriktiv müssen die Maßnahmen sein. Nur 70 Prozent der Österreicherinnen dun Österreicher haben derzeit aber einen gültigen Impfpass, man muss die Quote erhöhen", betonte der Chef des Instituts für Höhere Studien, Thomas Czypionka. Ineffizienzen im Gesundheitsbereich seien abzubauen, "wiewohl man die Pandemie nicht in den Spitälern bekämpfen kann. Bei entsprechendem Verlauf müssen wir die Maskenpflicht wieder einführen", so Czypionka. Am Dienstag wurde diese allerdings aufgehoben (siehe Seite 3). Gut oder schlecht? "Man muss auch auf den ungünstigen Fall vorbereitet sein", mahnte die Virologin Dorothee van Laer. Die Lockerungen ab Juni kommentierte sie teils kritisch, die Politik sei heuer aber empfänglicher für das Thema "Vorbereitung".

Um die Situation im Auge zu behalten, brauche man eine Art "Radar zur Früherkennung", sagte Bathke. Dass Österreich nach über zwei Jahren Pandemie zu einem Modus gelangt, in dem die Vorbereitung auf Herbst besser läuft, glaubt Ex-Verteidigungsminister und Mitorganisator der "Future Operations Plattform", Thomas Starlinger. Es komme "ein gesamtstaatlicher Ansatz herein".