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Seit Kurzem heißt das ehemalige Museum für Völkerkunde jetzt Weltmuseum Wien. Der Umbau ist noch im Gang, was letzten Endes daraus wird, ist derzeit nicht erkennbar. Aber einen neuen Namen hat’s schon jetzt bekommen.
Die erste Ausstellung im neuerdings also so genannten Weltmuseum Wien, "Getanzte Schöpfung" über asiatische Tanzkultur, ist wunderschön - hätte aber in ein gut durchlüftetes Völkerkundemuseum auch hineingepasst. Wozu um alles in der Welt die Umbenennung? Ist jetzt auch schon das Wort "Volk" suspekt geworden, weil die Nationalsozialisten damit so Schindluder getrieben haben, wie sie Schindluder mit allem getrieben haben, was sie in die Finger bekamen oder in den Mund nahmen?
Immerhin eröffnet das für die Direktionen von Volksoper und Volkstheater neue Kreativbereiche. Eine "Oper der Ethnie" und ein "Menschentheater" könnten erste Denkansätze sein, der
Volksbank zum Nachahmen empfohlen: "Humanbank" - das ist doch der Name für eine Bank!
Dessen ungeachtet bleibt die Erkenntnis, dass die Ächtung nationalsozialistisch konnotierter Ausdrücke und damit verbundene Umbenennungen nicht das Denken verändern. Solange es geschieht, dass beispielsweise ein Rollstuhlbenützer zu hören bekommt, man hätte sich diesen Anblick "unterm Hitler" erspart, und der Mund, der solches äußert, bei weitem nicht alt genug ist für seinerzeitige "Sieg Heil"-Rufe, hat unsere Gesellschaft ein gravierendes Defizit. Und das wird nicht ansatzweise gelindert, wenn wir jetzt ein Weltmuseum haben statt einem Völkerkundemuseum.