Geld tut gar nichts. Es sind immer Menschen, die aufgrund ihrer Vorstellungen von Geld etwas erwarten, tun oder unterlassen.
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Analysiert man öffentliche Beiträge zur sogenannten Wirtschaftskrise der Jahre ab 2008, dominieren auf Geld bezogene Wörter: Finanzmärkte, Staatsschulden, Kapitalverkehr, Fiskalpakt, Budgets, Zinsen, Geldpolitik, Banken etc. Als ob die entstandenen Probleme nur mit Geld zu tun hätten. Von dem, worauf es im Leben primär ankommt, wird kaum gesprochen: nämlich von der Erarbeitung der Waren und Dienstleistungen, die zum Leben benötigt werden.
Geld stillt keinen Durst, heilt keine Krankheiten, reinigt keine Gewässer - Geld tut gar nichts. Es sind immer Menschen, die aufgrund ihrer Vorstellungen von Geld etwas erwarten, tun oder unterlassen.
Von Geld erwarten sie nahezu alles, ohne Geld tun sie fast nichts.
Eine Frage und die überlegte Antwort darauf lassen das geldfixierte Denken erkennen: Wozu brauchen wir eigentlich Geld? Im Alltag benötigen wir Geld als Tauschmittel gegen Waren. Geld ist hierbei ein funktionales Mittel, nicht Selbstzweck.
Weil aber in einer Geldgesellschaft Geld verfügbar sein muss, ehe man die benötigten Leistungen erhält, scheint Geld im Arbeitsprozess und im Leben wichtiger zu sein als die eigentlich benötigten Dinge.
Am Beispiel Portugals, Griechenlands oder anderer Länder lässt sich zeigen, wozu die Beschränkung des Denkens auf Geld und die Geldgläubigkeit führten: Privat, betrieblich und staatlich nach und nach kumulierte Verschuldungen sollen durch plötzliches Einsparen von gewohnten Ausgaben verringert werden.
Die Effekte sind zumeist Entlassungen von arbeitsfähigen Menschen, wodurch bei diesen Geldmangel und Not entstehen. Streiks und Demonstrationen ("Hungeraufstände") folgen. Was demgegenüber bei höherem Risiko an neuen Krediten zu steigenden Zinssätzen von Financiers ("Investoren") gewährt wird, dient dem "Schuldendienst" (Zinsen und Rückzahlungen), verfehlt in der "Realwirtschaft" die bedeutsamste Geldfunktion, also die Vermittlung von Arbeitsvermögen und Bedarf. Dabei wird die für alle erforderliche Verfügbarkeit von Geld stetig unterschiedlicher.
Wenn in einer Region das bestehende Arbeits- und Produktionsvermögen trotz allgemeinem Bedarf an Leistungen aus Gründen unterschiedlicher Geldverfügbarkeit nicht genutzt wird, dann lohnt sich eine Rückbesinnung auf die volkswirtschaftlich zentrale Funktion des Geldes, den Tausch von arbeitsteilig entstehenden Leistungen zu erleichtern.
Da die Zentralwährung Euro diese Funktion derzeit offensichtlich ungenügend erfüllen kann, geht es um die Schaffung eines ergänzenden Regionalgeldes. Der Weg zur Durchsetzung dieser sekundären Währung besteht darin, dass im Tausch alle staatlichen Transferleistungen wie umgedreht alle Steuern und Abgaben mit diesem Geld zu begleichen sind. Zentral- und Regionalwährung sind marktmäßig konvertierbar. Erhöht sich auf diese Weise die regionale Wirtschaftsaktivität, indem wieder nach Bedarf gearbeitet und gekauft wird, dann gleicht sich der Wechselkurs an, und die ergänzende Währung kann eingezogen werden.