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Wunderbares Stück Heimatfilm

Von Stefanie Holzer

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Das Tier macht Quote. Unter dem weiten Dach von "Universum" (ORF 2) bekommt alles Mögliche zwischen dem nördlichen Eismeer und der Antarktis einen Sendetermin. Die Bilder sind meist viel besser als der Text. Oft wird Bildmaterial einfach mit einer reichlich unpräzisen Tonspur kombiniert. Während die Kamera auf dieses und jenes zielt, erzählt der Sprecher etwas über Wattwürmer, die erst in zwei Minuten ins Bild kommen. Häufig verbreiten sich Ideologen über ihre Sicht auf die Natur. Der Materialismus feiert selbst dort Urständ, wo es darum geht, einfach zur Kenntnis zu nehmen, dass es manchem Tier offensichtlich um mehr geht im Leben als um die Erhaltung der Art.

Der einzige Biologe, der seine Politik offen darlegt, ist der Schweizer Andreas Moser auf 3sat. Er redet nicht in jenem pseudoobjektiven Ton, der meist kaschieren soll, wie parteiisch der Redner ist. Moser ist parteiisch für die Natur, in der, neben den Pflanzen, die Tiere und der Mensch zu Hause sind. Die Natur vor der eigenen Haustür bietet unglaubliche An- und Einsichten, wenn einer weiß, was man filmen soll. Die Rückeroberung der Thur durch die Biber war ein wunderbares Stück Heimatfilm. Ein schnurgerader Kanal, parallel verlaufend die Autobahn mit tosendem Verkehr, und mittendrin eine wachsende Biberpopulation. Und Moser behauptet nicht, zu wissen, was er nicht weiß: Die Fische werden weniger, obwohl die Flüsse sauberer werden. Ob das mit den menschlichen Hormonen - die Pille! - zusammenhängt, ist eine hochinteressante Hypothese.