Daniel Zimmermann wurde mit 27 Jahren Bürgermeister von Monheim und übernahm einen Schuldenberg. Diesen hat er bis heute abgebaut.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Daniel Zimmermann konnte so manchem Monheimer schon einen Schrecken einjagen. Als er 2009 Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Stadt wurde, war er gerade 27 Jahre alt und kam frisch von der Universität. Doch nicht nur seine Jugend ließ Zweifel daran aufkommen, dass er dem Amt gewachsen sei. Die Fächer Physik und Französisch, die er auf Lehramt studierte, sind auch nicht unbedingt die erste Assoziation, wenn es um die Ausbildung für ein politisches Führungsamt geht. Die von ihm mitberündete Partei Peto kennen abgesehen von den Monheimern in Deutschland nicht viele. Dementsprechend groß waren die Vorbehalte, als er der Stadtvater der 40.000-Seelen-Gemeinde zwischen Düsseldorf und Köln wurde. "Hilfe, wir werden von Kindern regiert", sagte eine Lokalpolitikerin noch am Wahlabend. Doch Zimmermann sollte eindrucksvoll beweisen, dass die Befürchtungen unbegründet waren. Als er sein Amt antrat, war die Stadt in einem wirtschaftlich maroden Zustand: Ein Fünftel ihres Haushalts in Höhe von 100 Millionen Euro musste über Kredite finanziert werden. Die Zinszahlungen beliefen sich auf fünf bis sechs Millionen pro Jahr. Der Schuldenstand war auf 130 Millionen Euro angewachsen. Doch der ist inzwischen komplett abgebaut. Mehr noch: Die Stadt nimmt 200 Millionen Euro jährlich ein und hat das Haushaltsvolumen auf 300 Millionen Euro verdreifacht. Während man in vielen anderen Gemeinden den Rotstift ansetzt, kann Zimmermann aus dem Vollen schöpfen: Hier wird das Schwimmbad ausgebaut, dort ein Obdachlosenprojekt gefördert, dann werden Kinderkrippen gratis zur Verfügung gestellt. Das Rezept für den Erfolg war die Senkung der Gewerbesteuer. Das führte dazu, dass sich Konzernriesen wie BASF und Bayer in Monheim ansiedelten. So wurde man landesweit auf ihn aufmerksam - wenn auch anders als ihm vielleicht lieb ist. Der SPD-Spitzenkandidat der letzten Wahl, Peer Steinbrück, bezichtigte ihn, "mitten in Nordrhein-Westfalen eine Steueroase geschaffen" zu haben. Ein Vorwurf, dem der Bürgermeister widersprach. Immerhin würde rund ein Drittel der bayrischen Gemeinden die Gewerbesteuer so wie Monheim handhaben. Auf Landesebene äugt man längst auf Monheims Kapital. Für 2014 ist eine Art Solidarabgabe geplant, mit der 60 reichere Gemeinden insgesamt 182 Millionen Euro an ärmere zahlen - und Monheim ist auserwählt, den Löwenanteil in Höhe von 46 Millionen zu tragen. (Zum Vergleich: Auf die Landeshauptstadt Düsseldorf entfielen lediglich 27 Millionen.) Für Zimmermann ist das ungeheuerlich: "Wenn dieses Gesetz in Kraft tritt, werden wir wieder Kredite aufnehmen müssen", sagte er und kündigte eine Verfassungsklage an.