Bienenprodukt bremst Bakterien. | Pollenallergiker sollten | aufpassen. | Homburg. So wie der Honig für viele zum Frühstück gehört, so ist er seit Urzeiten fester Bestandteil der Volksmedizin. Der griechische Arzt Hippokrates bediente sich alter ägyptischer Rezepturen, um Fieber zu senken, eitrige Wunden zu heilen und Lippengeschwüre zu beseitigen. Celsius, römischer Arzt um 25 vor Christus, setzte ihn als Abführmittel ein, linderte Durchfall und Magenbeschwerden, brachte Husten und Rachenbeschwerden zum Abklingen und erlöste manchen von einem Augenleiden. Und selbst der aufgeklärte Mensch der Neuzeit greift bei Erkältungen und Schlafstörungen zum Honigglas und neuerdings zu sterilen Honig-Wundauflagen.
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Ohne Kenntnis seiner Wirkmechanismen half Honig als Universal-Arznei den Menschen bis zum Mittelalter. Doch die aufblühenden Naturwissenschaften rückten ihn in den Hintergrund, frei nach dem Motto: Was nicht erwiesen ist taugt nichts. Wer aber kein Geld für Tinkturen, Pillen und Zäpfchen hatte, schwor weiterhin auf das "Gold der Götter". Der Bienenstock avancierte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur "Ziege des kleinen Mannes", bot Nahrung und Arznei in einem. Dass Honig antibakterielle Eigenschaften besitzt, wurde zwar 1919 im Labor nachgewiesen, die Erkenntnis jedoch geriet mit dem Aufkommen der Antibiotika in Vergessenheit. Jetzt hat Peter Molan von der Universität Waikato/Neuseeland nach einem Vergleich von 22 Studien mit über 2000 Teilnehmern und 16 tierexperimentellen Studien bestätigt: Honig reinigt Wunden, schützt sie vor Infektionen, vertreibt Wundgeruch, stimuliert die Granulation der Wunde, mindert Wundödeme und beschleunigt den Aufbau gesunden Gewebes.
Besonders wirksam: Manuka-Honig
Schon 1999 hatte Molan für Aufsehen gesorgt, als er die Wirkung von Honig auf das Wundinfektionen verursachende Bakterium "Staphylococcus aureus" untersuchte. Dabei zeigte sich, dass bereits ein Honig durchschnittlicher Qualität in der Lage war, das Bakterienwachstum selbst in zehnfacher Verdünnung zu bremsen. Eine Besonderheit stellte der Honig aus dem Manuka-Teebaum dar. Er hielt selbst in 54-facher Verdünnung die Bakterien noch in Schach. Die neuseeländischen Wissenschaftler fanden heraus, dass Manuka-Honig auch das Magengeschwür verursachende Bakterium "Heliobacter pylori" ausbremst, und bestätigten damit Berichte von erfolgreichen Honiganwendungen in russischen und ägyptischen Kliniken. Honig soll auch bei durch Salmonellen verursachten Erkrankungen die Behandlungsdauer gegenüber herkömmlichen Verfahren verkürzen.
In Deutschland haben Cord Lüllmann vom Bremer Institut für Honiganalytik und Helmut Horn von der Stuttgarter Landesanstalt für Bienenkunde die Literatur der letzten 40 Jahre ausgewertet und bestätigen: Honig ist Medizin, die pur als Mittel der Wahl bei Wunden und Verbrennungen verwendet werden kann.
Gut 180 Inhaltsstoffe sind im Honig: Zucker, Vitamine, Mineralien, Säuren, Hormone, Duftstoffe und Hemmstoffe, sogenannte Inhibine. Letztere sind keimfeindlich und verhüten, dass sich eine Wunde infiziert und eitert. Der Honig reinigt die Wunde, indem er einen starken Blut- und Lymphstrom heranzieht, der massenhaft körpereigene Abwehrstoffe beischafft und überdies dafür sorgt, dass Schmutz, Erreger und Zelltrümmer aus der Verletzung ausgeschieden werden.
Bei Säuglingen ist Vorsicht geboten
Honig ist kein Allheilmittel, kann aber bei manchen Erkrankungen hilfreich sein, sofern seine Qualität im Labor nachgewiesen wurde. Pollenallergiker sollten jedoch auf Genuss und Anwendung verzichten, wenn allergieauslösende Pflanzen Bestandteile des Honigs sind. Das deutsche Robert-Koch-Institut weist außerdem darauf hin, dass bei Säuglingen auf die Gabe von Honig verzichtet werden sollte, da er in seltenen Fällen Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum enthält. Keimen diese auf, kann die Muskulatur beeinträchtigt werden und es kann im schlimmsten Fall zur Atemlähmung kommen. Insgesamt sollte man vor einer Honiganwendung einen Spezialisten befragen.