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Wundersam verdrießlich

Von Stefanie Holzer

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In der Enquete zur Zukunft des ORF hieß es, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender dazu angehalten sei, erstens zu informieren und zweitens "einwandfrei zu unterhalten". Der Hauptabend am Mittwoch hatte vor, mich mit "Klinik unter Palmen" und mit "Das Biest im Bodensee" zu unterhalten - oder war das saurierartige Untier, das ich zwischendurch kurz in Augenschein nahm, als Information gedacht? Angesichts dieser Auswahl entschied ich mich für 3sat. Das öffentlich-rechtliche Journalisten-Urgestein Franz Alt hatte sich Pater Peter aus Berlin, den Soziologen Jean Ziegler aus der Schweiz und den Armutsforscher Bernd Marin aus Österreich in seine Sendung "Grenzenlos" eingeladen, um über das Thema Armut in reichen Ländern zu sprechen.

Weil Franz Alt seinen Informationsstand über Österreich unfreiwillig preisgab - "Sie haben doch so eine hohe Arbeitslosigkeit in Österreich" - und weil der Sozialdemokrat holzarbeitergewerkschaftlichen Zuschnitts Ziegler nicht aufhörte, sich selbst in wohlfahrtspolitischen Unsinnigkeiten zu überbieten und weil der Franziskaner-Pater so solenn wie Buddha herumsaß, wanderten meine Gedanken. Bei der Enquete in Wien hatte - wovon mich die ZiB 1 dankenswerterweise in Kenntnis setzte - auch ein Vertreter der Kirch-Gruppe gesprochen. Kirch ist bekanntlich jener Medienzar, dem die Fernsehanstalten die Erlaubnis, amerikanische Filme zu zeigen, ablösen. Der ORF sei der beste Sender überhaupt, sagte der Kirch-Mann. Unwillkürlich denkt man, das müssen ziemlich gute Geschäfte sein, die Kirch mit dem ORF macht.