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Chavez hat den Krebs nicht besiegt, Populist bereitet Nachfolge vor.
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Caracas. Aus der wundersamen Heilung wurde nichts: Venezuelas Präsident Hugo Chavez hat den Krebs nicht besiegt. Der Sozialist, der erst vor zwei Monaten für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt wurde, muss sich einer erneuten Operation unterziehen. Was für ihn und seine Familie eine Tragödie ist, wird politische Konsequenzen nach sich ziehen. Zum einen scheint das Chavez-Lager den Venezolanern im eilig vorverlegten Wahlkampf nicht die ganze Wahrheit gesagt zu haben. Die über die staatlichen Medien vorgegaukelte wundersame Heilung samt Dankgottesdiensten entpuppt sich nun als Schwindel, auch wenn die Regierung von frisch aufgetauchten, neuen Krebszellen spricht.
Zum anderen ist der sich an die Macht klammernde Staatschef gezwungen, endlich einen Nachfolger in Stellung zu bringen. Chavez hat sich bereits für den amtierenden Vizepräsidenten Nicolas Maduro ausgesprochen. Der erfahrende Außenpolitiker ähnelt Chavez, er ist um keinen Spruch verlegen und gilt als ehrgeizig. Und doch ist Maduro so etwas wie ein Vorgeschmack auf das, was Lateinamerikas wichtigsten Linksregierungen bevorsteht: ein schwieriger Generationswechsel.
Hugo Chavez wird sich, laut medizinischen Prognosen, in nicht mehr allzu ferner Zukunft zurückziehen müssen. Auch in Kuba wird der greise Präsident Raul Castro nicht ewig regieren können. Sein Bruder, Revolutionsführer Fidel Castro, hat sich bereits vor Jahren aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen. Kuba und Venezuela sind die einflussreichsten und wichtigsten Linksregierungen Lateinamerikas. Sie stützen ideologisch und wirtschaftlich Länder wie Ecuador, Nicaragua oder Bolivien.
Kuba und Venezuela ohne charismatischen Führer?
In absehbarer Zeit werden die Galionsfiguren Chavez und Castro aber nicht mehr da sein. Ihnen folgen linientreue Politiker wie Maduro, denen das Charisma fehlt, das Castro und Chavez besitzen. Die politischen Haudegen haben ihr Leben für ihre Überzeugungen riskiert, das verschafft ihnen auch bei denen Respekt, die ihre politischen Ansichten nicht teilen.
Zu erwarten sind interne Machtkämpfe, die die politische Landschaft Lateinamerikas destabilisieren könnten. In Venezuela werden die weiteren Kronprinzen von Chavez den Ritterschlag Maduros nicht so einfach hinnehmen. Und in Kuba ist hinter den Kulissen das Ränkespiel um die Nachfolge der Castros längst entbrannt. Es werden spannende Jahre.