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Wundersame Rabattgeschäfte

Von Kid Möchel

Wirtschaft
Lyoness-Boss Hubert Freidl wird am Samstag in Budapest 11.000 Aktivisten empfangen.
© © Lyoness Holding Europe AG

Am Montag muss Lyoness eine brisante Klage eines Kunden beantworten. | Am Samstag feiern 11.000 Aktivisten von Lyoness ein Mega-Rabattevent.


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Graz/Buchs. Am Samstag steht der Sportpalast Budapest Arena ganz im Zeichen eines umstrittenen Multi Level Marketing-Systems aus Österreich. Denn die umtriebige Grazer Einkaufsgemeinschaft Lyoness mit Holdingsitz in der Schweiz lädt 11.000 ihrer aktiven Anhänger zum Jahreskongress "Sensation 2011". 200 Euro müssen diese für ein Ticket berappen, wie Lyoness-Österreich-Chef Mario Kapun der "Wiener Zeitung" bestätigt. Insgesamt 2,2 Millionen Euro wird Lyoness dabei einspielen, dafür tritt der Grazer Firmengründer Hubert Freidl als Gastredner auf.

Und die Teilnehmer erhalten angeblich ein "einzigartiges Geschenk, das den Wert des ,Sensation-Tickets weit übersteigt". Bei dem Geschenk dürfte es sich um "eine Verrechnungseinheit in der Verrechnungskategorie I innerhalb der Erstbuchung im kontinentalen asiatischen Verrechnungsprogramm" handeln.

"Nutzen Sie die einzigartige Möglichkeit, am zukünftigen Einkaufsvolumen des größten Marktes der Welt maximal zu profitieren", wirbt der Rabattkonzern. Das Konsumentenpotenzial beträgt in "fixierten Zielmärkten" Asiens 2,2 Milliarden Menschen. "Man partizipiert am Umsatz dieses Kontinents", sagt Kapun.

Rückvergütungssystem

Der Großteil der 1,8 Millionen Mitglieder nutzt nur die Lyoness-Cashback Card, um bei Firmen wie Delka, Kika, Libro, Otto oder SportsExperts Rabatte zu erhalten.

Kapun: "Je höher das Einkaufsvolumen und die Rabatte sind, desto größer sind die Rückvergütungen." Vom Gesamtrabatt erhält das Mitglied zwei Prozent sofort, ein Prozent geht in das Freundschaftsprogramm und der Rest geht in das Treueprogramm, in dem der Kunde Anrechte erhält. "Das fängt mit 50 Euro an, wenn sich Folgevolumina ergeben, dann erhält er 450 Euro Kaufrückvergütung", sagt der Lyoness-Manager. "Er kann das Restvolumen durch eigene Umsätze füllen, oder er empfiehlt die Vorteile weiter." Für jeden Einkauf der Freunde erhält der Kunde 0,5 Prozent Bonus von deren Einkäufen und weitere 0,5 Prozent Bonus für die Einkäufe von deren Freunden. Ein Prozent streift Lyoness für die Overheadkosten ein. Bei der Anzahlungsvariante (350 Euro) winkt dem Aktivisten ein Ertrag von 4074 Euro, wenn zahlreiche Empfehlungen an Freunde und Freundesfreunde fruchten. Der Kunde habe dabei auch die Möglichkeit, seinen "geplanten zukünftigen Kauf vorab zu zahlen" und gleich am System mitzunaschen. "Das hat nichts mit einem Pyramidenspiel oder Schneeballsystem zu tun", entgegnet Kapun. "Wenn wir keinen Neukunden mehr aufnehmen würden, hätten die Kunden die gleichen Vorteile."

Kunde will Geld zurück

In Österreich muss sich Lyoness mit einer Klage herumschlagen. Der Wiener Anwalt Eric Breiteneder vertritt einen Lyoness-Aktivisten gegen die Grazer. Sein Mandant, der ein Businesspaket, Beteiligungen an Werbekampagnen und Optionsrechte von Lyoness kaufte sowie Positionskäufe vornahm, will 10.000 Euro zurück. Er hatte ein Einkaufsvolumen von 74.000 Euro über Lyoness abgewickelt, aber nur 3540 Euro vergütet bekommen. Der Anwalt hegt Zweifel an der Leistung von Lyoness.

"Man kann das System Lyoness nicht nachvollziehen, weil es intransparent ist", meint Breiteneder. Er fragt sich, ob es sich beim System Lyoness nicht um eine Art öffentliche Kapitalaufnahme handelt. "Es ist kein Einlagengeschäft", kontert Manager Kapun. Am Montag wird Lyoness die Klagebeantwortung bei Gericht einbringen. Den letzten Schliff erhielt der Schriftsatz kürzlich. Kapun: "Wir hatten vorgestern noch eine Besprechung."