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Wunderwaffe gegen Übergewicht

Von Alexandra Grass

Wissen
Die Traditionell Chinesische Medizin arbeitet vorwiegend mit Pflanzen.
© Fotolia/Marilyn Barbone

Mit TCM-Pflanzenstoff therapierte Mäuse nahmen 45 Prozent ab.


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Wien/Boston. Ein Extrakt des giftigen Donnergottweins - wie Wilfords Dreiflügelfrucht oder auch Chinakraut im Englischen genannt wird -, blickt in der Traditionell Chinesischen Medizin auf eine bereits lange Geschichte zurück. Vorwiegend wurde die Pflanze aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung bisher zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie etwa rheumatoider Arthritis eingesetzt.

Neuen Studienergebnissen zufolge könnte ihr künftig auch in der Bekämpfung von Übergewicht eine besonders wichtige Rolle zukommen, wie Forscher des Boston Children’s Hospital der Harvard Medical School im Fachblatt "Cell Press" berichten.

Dramatische Gewichtsabnahme

Übergewichtige Mäuse verloren im Zuge der Behandlung gar 45 Prozent ihres eigenen Körpergewichts. Die gewichtsreduzierende Komponente ist der sekundäre Pflanzenstoff Celastrol. Dieser steigert die Aktivität des Hormons Leptin. Dieses wiederum signalisiert dem Gehirn, wenn der Körper genug Nahrung und Energie getankt hat, und hemmt damit das Auftreten von Hungergefühlen. Sowohl Menschen als auch Mäuse ohne diese Signale reagieren mit Heißhunger und entwickeln in weiterer Folge eine krankhafte Fettleibigkeit. Das Hormon Leptin spielt auch bei der Regulierung des Fettstoffwechsels eine wichtige Rolle.

Schon nach einer nur einwöchigen Celastrol-Therapie reduzierten die behandelten Mäuse im Gegensatz zu ihren unbehandelten Artgenossen die Menge der aufgenommenen Nahrung um ganze 80 Prozent. Nach insgesamt drei Wochen hatten die therapierten Mäuse 45 Prozent ihres Körpergewichts verloren, indem ihre Fettreserven aufgebraucht wurden.

Diese dramatische Gewichtsabnahme kann beim Menschen auch mittels Adipositaschirurgie, bei der etwa ein Magenband zur Bekämpfung des krankhaften Übergewichts eingesetzt wird, nicht erreicht werden, heißt es in dem Fachmagazin. Überdies senkte der eingesetzte Pflanzenstoff das Cholesterin, verbesserte die Funktion der Leber und den Glucose-Stoffwechsel. Damit kann auch das Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Fettleber und Typ-2-Diabetes massiv reduziert werden.

"Während der letzten zwei Jahrzehnte gab es Anstrengungen, das Leptin zu beeinflussen. Aber diese Bemühungen gingen ins Leere", betont der Endokrinologe Umut Ozcan vom Boston Children’s Hospital. Nun gebe es Hoffnung, Leptin aktivieren und damit Adipositas heilen zu können. Wenn Celastrol in Menschen genauso wie in Mäusen seine Wirkung zeigt, könnte es massiven Einfluss auf die Gesundheit vieler nehmen, so Ozcan. Begleiterscheinungen des Übergewichts, wie eben Herzkreislauferkrankungen, Fettleber und Typ-2-Diabetes, könnten damit der Vergangenheit angehören.

Molekularer Mechanismus

In weiteren Studien will Ozcan mit seinem Team den molekularen Mechanismus hinter der Wirkung von Celastrol erforschen, um mehr zum Verständnis der Entwicklung von Adipositas beitragen zu können. "Mein Hauptziel ist eine neuartige und wirksame Behandlungsmethode gegen Fettleibigkeit", betont der Forscher.