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Alles neu macht der Herbst. Zumindest der des Jahres 2020 verspricht für die Kulturstadt Wien ein besonderer zu werden. Denn mit dem Beginn der Saison 2020/21 starten drei Musiktheaterhäuser mit neuen Direktionen. Für die Staatsoper wurde bereits Bogdan Roščić designiert, das Theater an der Wien und das Raimundtheater - inklusive Kammeroper und Ronacher - wurden gerade ausgeschrieben. Gesucht werden ein oder zwei neue Chefs: Man kann sich also für eine Sparte bewerben oder ein Konzept für alle Häuser einreichen. Gefunden werden soll, so nannte es Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny einmal, ein "Wunderwuzzi oder eine Wunderwuzzin", spezialisiert auf Oper und Musical, also auf eh fast alles.
Dass die Oper an der Wien mit dem Musical organisatorisch unter einen Bühnenverband gespannt ist, ist schon derzeit fragwürdig. Die Idee, beide künftig unter ein künstlerisches Dach zu zwingen, zeugt von kulturpolitischer Unentschlossenheit, wenn nicht Planlosigkeit. Die Zusammenlegung kann nur auf Kosten einer Sparte gehen, die Häuser zu leiten, ist jetzt schon je ein Vollzeitjob.
Sollten nicht mehr eigenständige künstlerische Profile und damit markante Konturen der Häuser zählen, sondern Effizienz und Synergie das alleinige Kommando übernehmen, ist das kein Signal für eine starke Kulturstadt Wien.
Effizienter (und absurder) wäre nur noch, Roščić zu fragen, ob er nicht gerne ein paar Nebenspielstätten hätte. Die Spielpläne wären sicher perfekt abgestimmt. Und man könnte gleich zwei Top-Gehälter sparen. Wer fragt schon nach der Kunst, bei derart überzeugenden Synergie-Effekten?