Symposium anlässlich 10 Jahre Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien.
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Wien. "Ein Paradies will hart erkämpft sein", sagt Josef Penninger, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (Imba) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Penninger wurde 2003 von Kanada nach Wien geholt, um das Imba aufzubauen. Heute gilt das Institut als Leuchtturm der Grundlagenforschung zur Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs.
Vor zehn Jahren hatte Wien das politische Bestreben, in die boomende Branche der Biotechnologie einzusteigen, um sich als Top-Standort in der internationalen Forschungslandschaft zu verankern. Treibende Kraft war eine EU-weite Initiative im Rennen um neue Medikamente gegen Krebs, das Imba sollte Österreichs Speerspitze werden. Heute Abend begeht es sein zehnjähriges Jubiläum mit einem Festakt, an den ein zweitägiges Experten-Symposium, "Thinking the Unthinkable" (Das Undenkbare denken), anschließt. Unter den Referenten ist der Entwicklungsbiologe und Medizin-Nobelpreisträger 2012, John Gurdon.
"Wir sind ein Top-Standort, der sich vor niemandem zu verstecken braucht und der in der Champions League kicken kann", sagt Penninger im Gespräch mit "Future", dem Wissenschaftsmagazin der "Wiener Zeitung". "Aber wir sind noch zu klein. Wenn zwei unserer Spieler ausfallen, steigen wir sofort ab. Wir müssten weiter wachsen. Doch dazu müsste Österreich eine konsequentere Forschungspolitik verfolgen, als es derzeit tut."
Während Österreich vor zehn Jahren auf einem Wachstumspfad in der Forschung unterwegs war, wird heute allerorts gespart. "Die Budgets sind eingefroren in einem Status quo, in dem man zwar leben kann, aber ohne Zukunftsvision", so Penninger. Er würde "das Forschungsbudget verdoppeln, aber kompetitiv verteilen". Die Grundbudgets der Unis sollten gesenkt werden, wodurch sich der Drittmittel-Anteil erhöhen müsste. Würde ein Spitzen-Forscher an einer Uni eine hohe Förderung einwerben, sollte der Staat die Fördersumme verdoppeln, was alle anderen Forscher der Abteilung mitfinanzieren würde.
Erfüllen sich Hoffnungen?
"In Österreich klafft der Graben auf zwischen öffentlichen Äußerungen und dem eigenen Anspruch und den Taten, die man folgen lassen müsste, damit man dort hinkommt", sagt Penninger. Dabei sei Exzellenz produzierbar: Man nehme entsprechendes Personal, gutes Geld - und biete Freiraum. Das Imba hat heuer ein Gesamt-Budget von 26,9 Millionen Euro, von denen 51 Prozent aus dem Basisbudget der ÖAW und der Rest aus Drittmitteln sowie privaten Geldern stammen. Bei 182 Mitarbeiten verweist es auf bisher 631 Publikationen.
Was dürfen wir von den Biowissenschaften erwarten? "Genetische Forschung wird näher am Menschen betrieben werden wird", so Penninger: "Wir werden Gene finden, die für Erkrankungen verantwortlich sind, direkt am Menschen." Dadurch könnten Therapien präziser ausfallen.
Imba-Vizedirektor Jürgen Knoblich sieht "wesentliche Fortschritte in der Stammzellenforschung in den nächsten zehn Jahren. Wir werden dann sehr wahrscheinlich wissen, ob sich Hoffnungen, dass Stammzellen als Ersatzteillager des Menschen dienen können, erfüllen."