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Würdigen ist eine Kunst

Von Reinhold Aumaier

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An manchen Tagen summiert es sich; sorgen Geburtstage für allerbeste Feinkost aus Radio und TV-Gerät. Wie man sich dem Werk und Wesen genialer Zeitgenossen am besten nähert, hör(t)en wir dieser Tage auf Ö1. Stefan Wagner legte uns im "Radiokolleg" vier der herausragenden Platten von Miles Davis auf. Er ließ die Protagonisten samt der Musik fast ungetrübt für sich selber sprechen. Ein Kundendienst, der immer seltener wird in der Hochblüte von Gerede, Kommentar, Talk & Geschwätz. Ähnlich fein bedient wurden wir am Dienstagabend von Klaus Schulz. Auch er, der Fachmann par excellence, widmete seine "Jazztime" dem genialen Musiker, der am 26. Mai 75 Jahre alt geworden wäre. Natürlich kann man jederzeit nach Lust & Laune auf die reich bestückte CD-Sammlung mit des Meisters Aufnahmen zurückgreifen. Gerade deshalb hört man diese Gustostückerln ab und zu gerne via Radio; sozusagen objektiviert, weil von anderer Hand ausgewählt und aufgelegt. Dass die am Mittwoch präsentierte Platte "Miles Smiles" eine für die Insel ist - ja vielleicht sogar die allererste Wahl -, bekam man so einmal mehr bestätigt.

Apropos Genie: Laut Nikolaus von Kues, der zu seinem 600. Geburtstag in den "Dimensionen" eine Würdigung erfuhr, ist der Mensch ein zweiter Gott. So wie Gott die Welt erschaffen habe, schaffe der Mensch Kunstwerke. Wie sehr dieselben einen lebenslang begleiten und, je nach Qualität, immer tiefer ins Bewusstsein sinken, bekamen wir auch beim Bob Dylan gewidmeten "Themenabend" am Dienstag auf arte mit. Sehr einfühlsam das aktuelle Filmporträt "Knockin' on Dylan's Door", immer noch wachsend seine alle geistig-seelischen Dimensionen verrückende Kunst.