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Man kann sich mit den Siegern freuen, man kann mit den Verlierern trauern, oder man kann beides gemeinsam tun. Denn die Achterbahnfahrt der Emotionen, die die Mannschaften im Champions-League-Finale durchlebten, übertrug sich unweigerlich auf jeden Zuseher. Das Endspiel hatte alles zu bieten, was ein großes Finale ausmacht. Diejenigen, die ob der Tatsache, dass erstmals zwei Mannschaften einer Stadt im Finale standen, noch geunkt hatten, wurden eines Besseren belehrt. Ja, es hat schon Partien gegeben, in denen mehr Glanzlichter gesetzt worden waren. Doch dass die Real-Dribblanskis lange nicht so zur Geltung kamen, wie man das schon gesehen hatte, lag an der Stärke Atléticos, das mit seinem aggressivem Pressing eine Art des Fußballs spielt, die es jedem Gegner schwer macht, und eine Lauf- und Kampfbereitschaft an den Tag legt, die sich jeden Respekt verdient hat. Dass die Kräfte in der Verlängerung dann nicht reichen würden, war absehbar - dass es überhaupt dazu kam, auch Pech für die letztlich Unterlegenen. Die Champions League 2013/14 hat jedenfalls ein würdiges Finale erlebt - mit mehr Siegern als Verlierern. Denn auch Atlético kann sich als Sieger fühlen, auch wenn das wohl kein Trost war. Die Mannschaft hat sich als starke Kraft innerhalb Fußball-Europas zurückgemeldet und ihren Einzug ins Endspiel mehr als gerechtfertigt. Und dennoch können diejenigen beruhigt sein, die nun schon Fadesse ob der vermeintlichen Madrider Übermacht befürchten. Zwar wird vor allem Real weiter eine wichtige Rolle spielen, doch Barcelona (mit Abstrichen), der FC Bayern, die englischen Topklubs, vielleicht auch Paris Saint-Germain werden alles daransetzen, um eine Neuauflage eines Madrider Finales zu verhindern. Angesichts der teils abenteuerlichen Buchhaltung im spanischen Fußball, für die sich auch schon die EU-Kommission interessiert, wäre es nicht ausgeschlossen, wenn der großen Fiesta bald der Kater folgt.