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Würdigung für Österreichs erste Volksvertreterinnen

Von Rosa Eder-Kornfeld

Frauentag

Erinnerung an die Anfänge: Vor hundert Jahren waren im Hohen Haus von 159 Abgeordneten acht weiblich.


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Wien. Ohne Anna Boschek, Hildegard Burjan, Adelheid Popp, Emmy Freundlich und deren Mitstreiterinnen für die Gleichberechtigung der Frauen würde das Leben der Österreicherinnen heute wahrscheinlich anders aussehen. Eine frei zugängliche Ausstellung des Parlaments auf dem Wiener Heldenplatz rückt einmal mehr die ersten acht österreichischen Parlamentarierinnen sowie die spätere Bundesratspräsidentin Olga Rudel-Zeynek ins Licht der Öffentlichkeit.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller (FPÖ) eröffneten die Ausstellung mit dem Titel "Gleiche Rechte - 100 Jahre Wahlrecht für Frauen" bewusst am Internationalen Frauentag. "Wir sollten uns diese Frauen zum Vorbild nehmen", betonte Bures.

Nach dem Beschluss im Herbst 1918 wählten Frauen am 16. Februar 1919 zum ersten Mal in Österreich, und in die Konstituierende Nationalversammlung zogen die ersten acht weiblichen Abgeordneten - sieben Sozialdemokratinnen und eine aus der christlich-sozialen Fraktion (Burjan) - ein. Die Volksvertreterinnen, die sich unter schwierigsten Bedingungen für die Verbesserung der Lebensumstände von Frauen und Kindern einsetzten, sind am Heldenplatz in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Bildern dargestellt.

Am Vorabend des gestrigen Weltfrauentages waren die ersten acht Reden der ersten Mandatarinnen im österreichischen Parlament von Schauspielerinnen verlesen worden.

"Noch immer nicht die Hälfte"

"Wenn eine dieser acht Frauen vor 100 Jahren im historischen Sitzungssaal ans Rednerpult kam, dann blickte sie in einen Saal mit 151 Männern und nur sieben Frauen", sagte Bures. Wenn heute eine Abgeordnete an dieses Pult komme, würden ihr immer noch 115 Kollegen gegenüber sitzen, "aber doch schon 67 Kolleginnen. Aber noch immer nicht die Hälfte." Heute seien Frauen vor dem Gesetz gleichberechtigt und vor Diskriminierung geschützt. Doch die Lebensrealität sei eine andere, so Bures. "Wir müssen vehement für ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben eintreten. Wir müssen soziale und wirtschaftliche Benachteiligungen beseitigen, Frauen vor Altersarmut bewahren und vor Gewalt in den eigenen vier Wänden schützen."