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Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendeine Negativmeldung über den Fußball hereinbricht. Natürlich, das Potenzial für Wutbürgerschaft ist ausgeprägt in Zeiten wie diesen, nicht nur, aber eben auch im Fußball. Nun fordert sogar die britische Regierung Joseph Blatter in einem Brief zur Veröffentlichung des vollständigen Ermittlungsberichts rund um die skandalumwitterte Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar auf. Fordern kann man ja. Doch was wären die Konsequenzen? Ein Boykott, wie er auch schon propagiert wurde, ist naiv, dafür verdienen dann doch alle zu gut. Die Sponsoren - wenngleich sie nun teilweise wechseln und die Verbliebenen öffentlich auch brav die Empörten geben -, die Verbände.
Und dass Generalsekretär Jérôme Valcke es "traurig" findet, es entstehe der Eindruck, "die Fifa ist gegen die Fifa", weil ausgerechnet der von ihr beauftragte Chefermittler Michael Garcia mit der apologetischen Zusammenfassung seines Reports durch Ethikrichter Hans-Joachim Eckert nicht einverstanden ist, sagt eigentlich eh alles. Denn der Eindruck ist der gegenteilige: Die Fifa schützt sich selbst, wo sie nur kann, und Garcia ist eben der Außenstehende, der die Mechanismen der Selbstregulierung à la Fifa nicht verstanden haben soll. Natürlich: Der Imageschaden ist gewaltig. Doch wirklich ändern wird das nichts. Denn faktisch gibt es kaum eine Handhabe: Die Fifa entzieht sich als privatrechtlicher Verein in der Schweiz nicht nur des Bezahlens von Steuern, sondern auch im Wesentlichen des Zugriffs der Justiz. Solange sich diesbezüglich nicht die Gesetze ändern, wird das Netz aus Geben und Nehmen, das über all die Jahre gesponnen wurde, nicht zu entwirren sein. Da kann die Empörung noch so groß sein.