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Wutbürger und die Faschismuskeule

Von Bernhard Baumgartner

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Die Frage, ob der ORF nun auf dem Küniglberg ausbaut oder einen Neubau in St. Marx anstrebt, dürfte für manche den Boden der Rationalität verlassen haben. So entbrannte in der Sitzung des ORF-Publikumsrates eine wütende Debatte über den neuen Standort und die damit verbundene Aufgabe des Funkhauses in der Argentinierstraße. So ließ Publikumsrat Gerhard Tötschinger verlauten, er werde sich "zu wehren wissen". Er habe eine Reihe Gleichgesinnter versammelt, die nur darauf warten, dass der "Kampf ums Funkhaus" eröffnet wird. ORF-Chef Alexander Wrabetz wiederum wehrte sich gegen eine "historische Glorifizierung" des Standortes in der Argentinierstraße. Immerhin sei das Gebäude ursprünglich als "Ausdruck des Austrofaschismus" geplant gewesen.

Angesichts solcher wirrer Dialoge muss man entschieden zu einer Versachlichung der Debatte aufrufen. Schließlich geht es nicht um den Erhalt von Baudenkmälern (die sowieso denkmalgeschützt sind, egal ob sie der ORF nützt oder nicht) sondern um die Frage, unter welchen baulichen Rahmenbedingungen der ORF den Sprung in ein Medienunternehmen des 21. Jahrhunderts schaffen kann. Ist doch die Aufgabe des ORF die Produktion von bestmöglichem Programm. Ob Bauwerke aus den dreißiger oder siebziger Jahren, die noch dazu wegen üppigem Denkmalschutz zum Teil praktisch unveränderbar sind, dafür das optimale Umfeld sein können, oder ein Neubau besser ist, sollte der ORF für sich klären. Und zwar idealerweise ohne polternde Zurufe aus der dritten Reihe.